Wäre es ein Einzelfall, es würde keinem wehtun, dass die Bierpreise schon wieder steigen. Doch der Preis für eine Stange in der Beiz ist seit 1982 um 124 Prozent explodiert. Zum Vergleich: Im Schnitt war der Anstieg der Warenpreise nur halb so hoch.
Und der steile Anstieg des Bierpreises wird wohl noch weitergehen: Wenn die Klima-Erwärmung voranschreitet wie bisher, könnten sich die Preise im schlimmsten Fall gar verdoppeln. Je nach Klima-Entwicklung und Region wird die Ernte von Gerste, der Hauptzutat für Bier, zwischen 3 und 17 Prozent abnehmen. Das schreiben Wissenschaftler der University of East Anglia im englischen Norwich in einer neuen Studie.
2018 war eine «Missernte»
Marcel Kreber (48), Direktor des Schweizer Brauerei-Verbandes, zeigt sich trotzdem optimistisch: «Die allfällig verschlechterten Anbaubedingungen kann man zukünftig mit technologischen Lösungen und besseren Anbaumethoden ausgleichen.» Schweizer Brauer müssen dafür vor allem ins Ausland schauen. Denn fast zu 100 Prozent werde Braumalz importiert, hauptsächlich aus Deutschland und Frankreich.
Einen bitteren Vorgeschmack darauf, was die Erderwärmung künftig bringen könnte, hat der Sommer 2018 trotzdem schon geliefert. Wegen Hitze und Dürre schreibt die Appenzeller Brauerei Locher, welche das Quöllfrisch-Bier braut, in einem Brief an ihre Abnehmer gar von einer «Missernte». Weiter heisst es: «Wir sehen uns darum gezwungen, unsere Verkaufspreise um durchschnittlich 2,5 Prozent zu erhöhen.» Allerdings sei das der erste Aufschlag seit zehn Jahren.
Schüga und Einsiedler schlagen auf
Bei der St. Galler Schützengarten-Brauerei tönts ähnlich: Per Ende September informierte man die Kunden über die erste Preiserhöhung seit acht Jahren.
Und man versucht sich gleichzeitig von der Konkurrenz abzuheben: «In den letzten Jahren haben die meisten Schweizer Brauereien ihre Bierpreise erhöht.» Wie hoch der Aufschlag ist, gibt Schüga, wie die Brauerei im Volksmund genannt wird, nicht bekannt. Auch von der Brauerei Rosengarten in Einsiedeln SZ liegt BLICK ein Brief vor, der die Abnehmer über eine Preiserhöhung informiert.
Feldschlösschen hat schon letztes Jahr aufgeschlagen
Die Giganten Carlsberg und Heineken wollen dagegen nicht sagen, ob sie oder ihre zahlreichen Tochtermarken wie Feldschlösschen, Hürlimann und Cardinal (Carlsberg) oder Calanda und Eichhof (Heineken) aufgeschlagen haben. Dafür sei es noch zu früh, schreibt eine Feldschlösschen-Sprecherin.
Der Kontext dazu jedoch: Feldschlösschen verlangt schon seit letztem Jahr mehr. Beim Original-Lager waren es 4,5 Prozent, beim importierten Schneider Weisse gar 11,9 Prozent (BLICK berichtete). Kein Wunder, schäumten Beizer damals. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als die Preiserhöhung zu schlucken und an die Konsumenten weiterzugeben.