Sechs Millionen Franken – so viel Umsatz müssen die Campingplätze des Touring Club Schweiz (TCS) nach zehn Wochen Corona-Schliessung abschreiben. Der TCS sei aber dank Kurzarbeit und dem Einfrieren von Marketinggeldern nochmals mit «einem blauen Auge» davonkommen, sagt Vizedirektor Oliver Grützner (48).
Der Ärger auf den Bund ist in der Campingbranche noch nicht verraucht. Denn während Hotels und Jugendherbergen vom Bundesrat nie zur Schliessung gezwungen wurden, mussten Campingbetreiber die Läden runterlassen (BLICK berichtete).
Sie dürfen erst seit letztem Samstag wieder Gäste empfangen. Der TCS war über das bundesrätliche Corona-Dekret nicht erfreut, wie es an einem Branchenanlass am Montag heisst. Grützner: «Obwohl wir die späte Öffnung als ungerecht empfunden haben, sind wir froh, dass die Campingsaison jetzt eröffnet ist.» Vom BAG hat die Branche zudem noch immer keine Begründung für die Schliessung erhalten.
Interessengemeinschaft geplant
Um in der nächsten Krise nicht wieder vom Bund aussen vor gelassen zu werden, plant der TCS nun, politisch aktiver zu werden. Mit 24 Campingplätzen und 17 Prozent Marktanteil gehört der TCS hierzulande zu den wichtigsten Playern in der Parahotellerie-Branche. Ein Alleingang ist aber nicht geplant. Konkret geht es unter anderem um die Gründung einer Interessengemeinschaft, mit der sich «die Branche politisch mehr Gehör verschaffen soll», sagt Oliver Grützner im Gespräch mit BLICK.
Man sei mit verschiedenen potenziellen Partnern im Gespräch. Ob die politische Formierung der Campingbranche wirklich gelingt, bleibt aber offen. Für Grützner ist aber klar, dass die Beteiligung an einer Interessengemeinschaft von Vorteil ist. «Insbesondere in Krisenzeiten», so Grützner.
Regen vermasselt Wiedereröffnung
Der grosse Ansturm blieb am Tag der Wiedereröffnung aber aus – das Regenwetter machte den Campingbetreibern einen Strich durch die Rechnung. Nach besonders schönem Wetter während Ostern, Auffahrt und Pfingsten ist das für die Branche besonders bitter. Grützner blickt jedoch optimistisch in die Zukunft: «Seit Mitte Mai die Lockerungen bekannt wurden, sind die Buchungen für die Sommermonate in die Höhe geschnellt.»
Trotz geschlossenen Grenzen sind die TCS-Campingplätze für Fronleichnam fast vollständig ausgebucht. Noch besser sieht es für die Sommerferien aus. Bis Ende August wird auf Schweizer Campings kaum eine Stelle leer bleiben. «Den Wegfall ausländischer Gäste, mehrheitlich Deutsche und Niederländer, können wir vollständig durch Schweizer Kunden kompensieren», sagt Grützner. Im nächsten Jahr sollen die Umsätze dann gar wieder auf das Niveau von 2019 klettern.