Zum Wochenabschluss gab der SMI noch einmal richtig Schub, kletterte auf das neue Allzeithoch von 9786,5 Punkten. Doch damit ist vorerst Schluss: Am Montag startete der SMI mit einem kräftigen Minus in die neue Woche. Der Grund: US-Präsident Donald Trump hat mit seiner Ankündigung, ab Freitag die Importzölle für chinesische Produkte weiter anzuheben, die Märkte vorerst wieder auf Talfahrt geschickt.
Seit Jahresbeginn hat der SMI allerdings immer noch um 14 Prozent an Wert zugelegt. Getrieben vor allem von der nach wie vor zurückhaltenden Politik der Notenbanken im Zinsbereich und einer leidlich gut laufenden Weltwirtschaft.
Wie lange dauert der Höhenflug an?
All das führt dazu, dass im Moment keine Zinserhöhungen in Sicht sind, die schlecht für das Geschäft an den Aktienmärkten wären. Denn steigende Zinsen verteuern Kredite für Unternehmen und bieten auf Sicherheit bedachten Anlegern eine Alternative zu Aktien.
Langsam drängt sich allerdings die Frage auf, wie lange dieser steile Anstieg, der seit Wochen anhält, weitergehen kann. Ein Weilchen schon noch, glaubt Raiffeisen Chefökonom Martin Neff (58): «10'000 Punkte sind eine magische Marke. Die könnte schon noch geknackt werden.» Dazu würden ja nur noch zwei bis drei Prozent fehlen. «Doch dann wird die Luft sehr dünn», warnt Neff.
Korrektur, aber kein Crash
Ein veritabler Crash sei allerdings nicht in Sicht, aber eine Korrektur um fünf bis zehn Prozent nach unten liege alleweil drin, so Neff: «Im Moment steckt viel Optimismus in den Kursen. Nicht alle Erwartungen werden sich erfüllen. Deshalb gehe ich davon aus, dass wir Enttäuschungen erleben werden.» Ganz grosse Optimisten hatten gar mit einer Zinssenkung der US-Notenbank gerechnet. Doch diese gab diese Woche dem Druck von US-Präsident Trump nicht nach. Belässt den Leitzins dort, wo er ist und betont ihre Unabhängigkeit.
Ein mögliches Szenario: Der SMI knackt die 10'000-Punkte-Marke. Darauf wird es zu Gewinnmitnahmen kommen. Der SMI korrigiert das rasante Wachstum der ersten Monate, passt sich den realwirtschaftlichen Gegebenheiten wieder an.
Ein kühler Börsensommer steht bevor
Das Wachstum der US-Wirtschaft dürfte sich in den nächsten Monaten etwas abschwächen, darauf weisen einige Indikatoren hin. Zudem pumpt China nach wie vor sehr viel Geld in die Wirtschaft. Das kann sich selbst das Reich der Mitte nicht unbeschränkt lange leisten. Und dann ist da noch der Brexit: Den haben nicht nur die Engländern sondern auch die Börsianer verdrängt. Spätestens im Herbst wird das europäische Schicksal von Grossbritannien wieder aktuell.
Da nun auch die deutsche Wirtschaft etwas schwächelt ist für Neff klar: «Im Sommer wird es zu einer Korrektur an den Börsen kommen!» Zum Glück ist der auch wettertechnisch noch ein ganzes Stück entfernt.