Fast ein Jahr schon müssen die Boeing-737-Max-Maschinen am Boden bleiben. Grund sind zwei Abstürze und Softwarefehler. Das Grounding gilt weltweit. Das Debakel hat Konzernchef Dennis Muilenburg den Job gekostet.
Im Zuge von Ermittlungen in den USA wurden nun interne E-Mails publik – über 100 Seiten. Diese haben es in sich, wie US-Medien berichten. Die Mitarbeiter lassen kein gutes Haar am Flugzeug und den Verantwortlichen.
«Das Flugzeug wurde von Clowns entworfen und diese wiederum werden von Affen beaufsichtigt», heisst es etwa in einem E-Mail vom April 2017. Das war ein Monat, nachdem die erste Version des Fliegers seine Zertifizierung erhielt. Ein anderer Mitarbeiter beschreibt das Design als hundsmiserabel («piss poor design»).
Sparen beim Training?
«Gott hat mir noch immer nicht für meine Verschleierungen von letztem Jahr vergeben», klagt ein weiterer Mitarbeiter in einer E-Mail von 2018.
Aus dem Nachrichtenverlauf wird klar, dass es um die Zusammenarbeit mit der US-Flugbehörde FAA geht. Diese ist zuständig für die Zulassung neuer Flieger. Boeing soll versucht haben zu verhindern, dass die Aufsicht das Flugzeug stärker kontrolliert.
Ein grosses Thema in den Mails war ausserdem die Frage, ob Piloten für die neue Boeing-Maschine Trainings an Simulatoren absolvieren müssen. Oder ob ihre Trainings für den Vorgänger ausreichen.
Sicherheitsbedenken der Angestellten
Boeing verzichtete am Ende auf Zusatztrainings – die günstigere Option. Zudem wurden Bedenken über die Qualität der Max-Simulatoren geäussert.
Besonders bedenklich: Die Boeing-Mitarbeiter scheinen ihren eigenen Fliegern nicht zu trauen. So schreibt ein Angestellter: «Würdest du deine Familie in einen Flieger setzen, dessen Piloten an einem Max-Simulator ausgebildet wurden? Ich nicht.» Im Original: «Would you put your family on a Max simulator trained aircraft? I wouldn’t». «Nein», pflichtet ihm sein Kollege bei.
Boeing reagierte umgehend auf die belastenden E-Mails. «Völlig inakzeptabel» seien diese. Die Kommunikation würde nicht das Unternehmen widerspiegeln.
Zu Wort meldete sich auch der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im US-Repräsentantenhaus, Peter DeFazio. Ihm zufolge zeichneten die Mitteilungen ein «zutiefst verstörendes Bild davon, wie weit Boeing zu gehen bereit war, um einer Überprüfung durch Regulierungsbehörden, Flugzeugbesatzungen und der Öffentlichkeit zu entgehen, obwohl eigene Mitarbeiter die Alarmglocken schrillen liessen». DeFazio leitet die Untersuchung der beiden Abstürze im Parlament. (jfr)