Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende! Rund um die Luxusüberbauung im Kurfürstenpark in Weesen SG stehen 35 neue Bäume. Sie ersetzen die teilweise über 90-jährigen, denkmalgeschützten Bäume, die für eine Luxusüberbauung illegal gerodet wurden. Vom Park, wie er früher aussah, ist trotz der Neubepflanzung nicht mehr viel übrig.
Denn im Vergleich zu den prächtigen Bäumen von früher bietet die Ersatzbepflanzung ein karges Bild: «Die neuen Bäume sehen mickrig aus», findet Walter Baumann (60). Er lebte bis zu seinem fünften Lebensjahr in der alten Villa im Kurfürstenpark. Letzten November machte Blick publik, dass dort rund 30 denkmalgeschützte Bäume illegal abgeholzt wurden. «Der Park wurde regelrecht zerstört», sagte Baumann damals.
Bauherr wird gerügt
Direkt neben den gefällten Bäumen entstand eine Luxusüberbauung an Weesens bester Adresse: inmitten einer idyllischen Parkanlage und nur wenige Schritte von der Seepromenade entfernt. Bloss: Bauherr Josef Büeler standen die Bäume im Weg! Er liess sie kurzerhand abholzen.
Inzwischen musste der Bauherr Busse tun: Auf Anordnung der Gemeinde musste er alle illegal gefällten Bäume ersetzen. Büeler sollte den Originalzustand wiederherstellen. Bei der Neubepflanzung muss es sich demnach um die Baumsorten handeln, die auch gefällt wurden. Dazu gehören unter anderen Blutbuchen, Tulpenbäume, eine Arve, eine Silberweide, eine Winterlinde und eine Magnolie.
Ein karges Bild
Eine weitere Auflage der Gemeinde: Die Bäume sollen einen Stammumfang von mindestens 25 Zentimetern aufweisen. «Die Prüfung der Wiederanpflanzung hat stattgefunden», sagt Gemeindepräsident Marcel Benz (59). Die vom Gemeinderat geforderten 35 Bäume seien gemäss Umgebungsplan gesetzt worden. «Was den erforderlichen Stammumfang anbelangt, so sind diese in den verlangten Normen erfüllt worden», so Benz. Für die Gemeinde Weesen ist der Fall damit erledigt.
Wieso die Gemeinde nicht verhindern konnte, dass die alten Bäume überhaupt abgeholzt wurden, bleibt unklar. Seit den Blick-Enthüllungen wurde die Gemeinde von der Regierung dafür gerügt, nicht früher eingegriffen zu haben. Zudem wurde Anfang 2021 ein Strafverfahren gegen Büeler eingeleitet. Das Verfahren läuft noch.
Alles für die Seesicht
Für Verstösse wie in Weesen sind Bussen bis zu 30'000 Franken möglich. Nicht genug, findet Baumann. «Es ist ein lächerlich kleiner Betrag, den Immobilienspekulanten über ihre Portokasse bezahlen können.»
Für Bauherr Büeler ist die Rechnung aufgegangen. Die neuen Bäume sind so klein, dass sie den Bewohnern der neuen Luxusüberbauung die Sicht auf den See nicht verdecken. Und das dürfte auch noch Jahre so bleiben.