Die Welle ausländischer Budget-Design-Hotels, die die Schweizer Städte erobern, kommt für hiesige Immobilieninvestoren wie gerufen. Der Anlagenotstand ist gross. Der Bau von mehr Mietwohnungen, die zu Leerständen führen, lohnt sich nicht. Da kommen den Immobilieninvestoren Umbau- oder Neubauprojekte in Städten, in die sich neben Detailhändlern und Firmen junge Hotelketten einmieten, gerade recht.
Diese Ketten wie die Ikea-Moxy-Hotels oder Prizeotels, über die gestern BLICK berichtete, suchen ihrerseits fieberhaft nach modernen Immobilien. Das Kaufrisiko wollen die Hotelgruppen nicht übernehmen, darum mieten sie sich lieber ein.
Solche Mieter versprechen schnelle Rendite und weniger Risiko als Investitionen in Luxushotels, wo es schon für die Amortisierung Jahre braucht. Eine Win-win-Situation: Die Budget-Hotel-Gruppen aus Europa breiten sich derzeit mit Hilfe von Pensionskassen- und Finanzinvestoren rasend schnell in Schweizer Städten aus.
So tritt die deutsche Economy-Design-Kette Prizeotel Ende Jahr in den Schweizer Markt ein. Das Dreisternehotel zieht in die Überbauung am ehemaligen Posthauptsitz Schönburg in der Stadt Bern ein. Die Immobilienfirma Swiss Prime Site investierte 130 Millionen Franken in das Umbauprojekt und bleibt Besitzerin der Hotel-Immobilie.
Trend von Immobilienprojekten mit Restaurants, Hotels und Shopping
In einem Umbauprojekt der Immobiliengesellschaft PSP Swiss Property plant die Münchner Budget-Kette Ruby-Hotel 2021 Jahr den Schweizer Markteintritt. 210 Hotel-zimmer kommen an bester Lage am Zürcher Bahnhofquai im Gebäude des ehemaligen ABC-Kinos unter.
Die trendige britische Dreisterne-Budget-Kette Yotel wiederum kündigte ihren Schweizer Markteintritt für nächstes Jahr in einem neuen Büro- und Hotelkomplex am Rande von Genf an. Die Genfer Immobilienfirma M3 Real Estate lässt sich den trendigen Komplex 200 Millionen Franken kosten.
Trennung von Betrieb und Hotel
Laut Tourismusexperte Andreas Deuber, Leiter des Tourismus-Instituts der Hochschule Chur, investieren moderne Budget-Ketten in der Regel nicht in Hotel-Immobilien, sondern betreiben die Hotels nur. Die Investoren seien andere, zum Beispiel institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder auch vermögende Privatpersonen.
«Der Trend geht in Städten generell in Richtung Trennung von Betrieb und Investition», beobachtet Deuber. Das sei in der Vergangenheit anders gewesen, als Hotels häufig von ihren Eigentümern betrieben worden seien. Das Eigentümer-Modell sei in der Schweizer Ferienhotellerie immer noch weitverbreitet.
Investitionsstau wird zum Verhängnis
In der Folge der Budget-Hotel-Welle erwartet Thomas Allemann, Geschäftsleitungsmitglied des Verbands Hotelleriesuisse, schweizweit ein Überangebot von Hotelbetten. Unter die Räder kämen vor allem kleinere, eigenständige Hotels mit bis zu 30, 40 Zimmern. Ihnen fehlt das Kapital für Investitionen. Mehr noch als in den Städten besteht im alpinen Raum, der von Familienbetrieben dominiert wird, ein Investitionsstau, wie Allemann ausführt.
Schweiz Tourismus sieht der Budget-Design-Hotel-Welle gelassen entgegen. Neue, internationale Hotelketten, die in der Schweiz Fuss fassen, werden sich hier nur halten können, wenn sie keinen «Einheitsbrei» anbieten, sondern individuelle, neue Konzepte und Positionierungen verfolgen, sagt Mark Berger von Schweiz Tourismus.