Bernhard Russi zum Ski-Zoff-Entscheid
«Es ist noch lange nicht sicher, dass es so bleibt»

Ski-Legende Bernhard Russi (72) hat in seiner Heimat Andermatt die jüngsten Entscheide des Bundesrats im Streit mit den Nachbarländern um offene Pisten und Beizen in der Schweiz mitverfolgt. In einem Interview zeigt er sich erleichtert, aber findet auch warnende Worte.
Publiziert: 05.12.2020 um 15:24 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2020 um 17:10 Uhr
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Skilegende Bernhard Russi (72) ist erleichtert, dass der Bundesrat gegen einen Bergbahn-Lockdown in der Schweiz ist.
Foto: Sven Thomann

Das Tessin versinkt im Schnee. Doch auch in den Bergkantonen türmt sich der Neuschnee. So gut war der Auftakt zur Wintersaison in den Skigebieten schon lange nicht mehr! Glück für die Bergkantone: Die Seilbahnen dürfen weiterfahren – unter Einhaltung verschärfter Platzbegrenzung in Gondeln und Maskenpflicht auf allen Liften. Kapazitätsgrenzen für die Pisten gibt es keine.

Der Bundesrat will den Schweizerinnen und Schweizern das Skifahren nicht verbieten. «Darüber freue ich mich», sagt Skilegende Bernhard Russi (72) im Gespräch mit den CH-Media-Zeitungen. In Andermatt UR, seiner Heimat, verfolgte er die jüngsten Entscheide, die Bundesrat Alain Berset (48) am Freitag verkündete. Trotz Beizen-Lockdown in Graubünden und dem Weiterbetrieb der Bahnen, warnt der ehemalige Olympiasieger und Weltmeister: «Es ist noch lange nicht sicher, dass es so bleibt. Das hängt stark davon ab, wie sich die Coronazahlen in der Schweiz entwickeln.»

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Russi appelliert, solidarisch zu handeln

Die Eigenverantwortung der Skifahrer sei nun entscheidend. «Trage ich nur deshalb eine Maske, weil ich muss? Oder trage ich eine, die etwas bringt und schützt?», fragt Russi. «Bis das Coronavirus in unser Leben gekommen ist, haben viele von uns gelebt, als ob wir alle eine Vollkaskoversicherung für unser Leben und unseren Luxus haben.»

Kann man nicht einfach mal aufs Skifahren verzichten? Diese Frage stellen sich viele angesichts der angespannten Corona-Lage in der Schweiz. Russi hält dagegen: «Die Natur kann man dem Menschen nicht nehmen. Mit jedem Tag, an dem die Menschen zum Beispiel durch einen Lockdown eingesperrt sind, wächst die Sehnsucht, entsteht ein Vakuum, das gefüllt werden muss. Das Bedürfnis, rauszugehen, wird immer grösser.»

Ist Skifahren denn nicht rückläufig?

Aber Skifahren? Die Zahl derer, die das überhaupt noch können ist sowieso rückläufig, sagen Kritiker. «Das ist ein Gespenst, das schon lange herumgeistert. Aber stimmt das? Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass das Interesse am Skisport weniger geworden ist», so Russi in den CH-Medien-Zeitungen weiter.

Den Ski-Zoff mit den Nachbarländern Deutschland, Italien und Frankreich, die ihre Skigebiete geschlossen halten, kommentiert der Ski-Experte so: «In der Schweiz hat jeder Kanton, ja fast jedes Tal, eigene Prioritäten. Da ist klar, dass andere Länder auch andere Ansichten haben. Das ist legitim. Es heisst aber nicht, dass der Bundesrat falsch handelt.»

Russi zu den Auflagen des Bundesrats

Der Entscheid des Bundesrats «ist ein Gewinn für Skifahrer», sagt Russi. «An den Spitzentagen hat es manchmal so viele Menschen auf den Pisten, dass sich die Leute schon vor Corona nicht wohlfühlten. Sie bekommen nun mehr Platz.»

Für die Bergbahnen stehen nun Umsatzeinbussen an. Darum hat sich die Davos Klosters Bergbahn AG entschlossen, das beliebte Skigebiet während des Bündner Beizen-Lockdowns nicht zu öffnen. Geschäftsleitungsmitglied Vidal Schertenleib (33): «Es ist aus wirtschaftlicher und aus unternehmerischer Sicht nur logisch, wenn wir die Infrastruktur nicht hochfahren, das gäbe nur unnötige Kosten.» (uro)

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