Einkaufstourismus macht hungrig. Viele Schweizer, die ennet der Grenze shoppen, kehren dort auch gleich im Restaurant ein. Das ärgert die Beizer in der Heimat. Vier Milliarden Franken Umsatz pro Jahr entgingen ihnen wegen Esstourismus, klagte der Verband Gastrosuisse.
Aber wie halten es die Wirte selbst? «Der tiefe Eurokurs animiert auch verschiedene Gastronomen zum Einkauf ennet der Grenze», halten die Kantonschemiker von Schaffhausen, Glarus und Appenzell im neuen Jahresbericht fest. Beliebt sei vor allem Fleisch.
An sich kein Problem, doch viele Wirte bringen die Ware schwarz ins Land: «Das Fleisch stammt in der Regel aus unbekannten Quellen und wird ungekühlt in Personenwagen transportiert.»
«Ware erscheint meist als Schweizer Fleisch auf der Karte»
Das Kantonslabor Basel-Stadt protokolliert: «Die Fälle versuchter Einfuhr von Lebensmitteln ohne rechtskonforme Dokumente mehren sich.» Und auch die St. Galler Lebensmittelinspekteure erwischen immer wieder schmuggelnde Beizer.
«Die Konsumenten sind betroffen, da die Ware meist als Schweizer Fleisch auf der Speisekarte erscheint», sagt Kantonschemiker Pius Kölbener (56). «Das stellt eine Täuschung dar und wird von uns geahndet.»
Die Wirte wollen um keinen Preis auffliegen. Und vergessen dabei ihre Kunden. «Der hygienische Umgang und die Kühlkette sind in den meisten Fällen nicht gewährleistet», sagt Kölbener. Finden die Kontrolleure verdorbenes Fleisch, wird es beschlagnahmt und vernichtet.
Rekordjahr an der Grenze
6968 Verfahren gegen Schmuggler gab es 2015 allein in der Grenzwachtregion Basel – so viele wie nie zuvor. Im Vordergrund stand die illegale Einfuhr von Lebensmitteln, vor allem von Fleisch und Wurstwaren. Wie viel davon für die Gastronomie bestimmt war, ist nicht erfasst.
Für Josef Schüpfer (64), Präsident des Basler Wirteverbands, ist klar: «Importkontingente, hohe Schutzzölle und technische Handelshemmnisse verteuern viele Produkte so sehr, dass sich die legale Einfuhr nicht mehr lohnt.»
Die Beispiele Käse und Wein hätten gezeigt, dass Liberalisierungen für die Landwirtschaft, die Konsumenten und das Gastgewerbe gut seien. «Jetzt müssen weitere Sektoren wie der Fleischmarkt geöffnet werden», fordert Schüpfer.