«Bedenkliche Zunahme der Lohnungleichheit»
Banker sind unzufrieden, Bankerinnen mächtig sauer

In der Bankbranche brodelt es. Über ein Drittel der Bankangestellten sind unzufrieden mit der Arbeit, fühlen sich am Abend leer und ausgebrannt. Besondern Grund sauer zu sein haben die weiblichen Bankangestellten, die Ungleichbehandlung beim Lohn ist angestiegen.
Publiziert: 11.06.2019 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.06.2019 um 16:08 Uhr
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Dem Finanzplatz Schweiz fehlt eine zeitgenössische Lohnpolitik, kritisiert der Schweizerische Bankenpersonalverband.
Foto: Keystone
Christian Kolbe

Alle zwei Jahre fühlt der Schweizerische Bankenpersonalverband SBPV den Puls der Mitarbeitenden in der Bankbranche. Das Resultat der Umfrage 2019, an der sich fast 5000 Angestellte beteiligt haben, fällt in einigen Bereichen deprimierend aus: Vor allem in Sachen Lohngleichheit zwischen Mann und Frau hat die Bankbranche, die sich sonst immer zu den führenden in der Schweiz zählt, einigen Aufholbedarf. Von einer «bedenklichen Zunahme der Lohnungleichheit» schreibt der SBPV und fordert von den Banken, «flächendeckend eine zeitgenössische Lohnpolitik einzuführen». 

Wie rückständig die Banken in diesem Bereich sind, zeigt der Vergleich mit der Gesamtwirtschaft. Gemäss Bundesamt für Statistik liegt der Lohnunterschied zwischen Mann und Frau in der Privatwirtschaft bei 14,6 Prozent. Bei den Banken macht die Differenz sogar 23,6 Prozent aus! Und die Benachteiligung der Frauen hat seit der letzten Umfrage sogar noch zugenommen.

Besonders krass fällt die Benachteiligung bei den Boni aus: davon garnieren die Männer im Schnitt 36 Prozent mehr. Aber auch beim Fixlohn schauen die Frauen in die Röhre, verdienen im Schnitt 22,2 Prozent weniger als die männlichen Bankangestellten.

Etwas mehr Lohn steigert Zufriedenheit nicht

Da ist es für die vielen Bankerinnen ein schlechter Trost, dass die durchschnittliche totale Vergütung, also Fixlohn und Bonus zusammen gerechnet, in den letzten beiden Jahren um 2,9 Prozent auf 115'000 Franken gestiegen ist. Immerhin: die Teuerung frisst bei den Bankern die Lohnerhöhung nicht weg. Dafür schwingen die Grossbanken beim Thema Lohnschere obenaus (BLICK berichete). Unter den Schweizer Firmen mit der grössten Differenz zwischen höchstem und tiefstem Lohn, liegen UBS und CS auf den Plätzen 1 und 3. 

Trotz etwas Reallohnerhöhung zeigt die Studie auch: Die Banker sind mit ihrer Arbeitssituation unzufrieden. 36,7 Prozent der Umfrageteilnehmenden fühlen sich nach der Arbeit leer und ausgebrannt. Ein Viertel der Befragten kann sich in der Freizeit nicht richtig erholen. Auch hier schneidet die Branche einmal mehr schlecht ab: Gemäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft sind in der Schweiz insgesamt 12 Prozent der Arbeitnehmenden mit ihren Arbeitsbedingungen unzufrieden.

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