Bankgeheimnis-Test
Deutsche beissen bei Schweizer Bankern auf Granit

Eine deutsche Zeitung wollte wissen, ob Schweizer Banken noch unversteuerte Gelder annehmen. Das Resultat hat die Reporter überrascht.
Publiziert: 18.09.2012 um 12:04 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:54 Uhr
Während die Banker bei der UBS mit höheren Boni rechnen können, haben die Kollegen der Deutschen Bank weniger im Sack.
Foto: Keystone

Zwei «Handelsblatt»-Reporter reisten kürzlich nach Zürich, wo sie sieben namhafte Banken aufsuchten. Im Gepäck hatten sie fiktive zwei Millionen Euro. Das Geld stamme hauptsächlich aus einem Immobilienverkauf, behaupteten sie – natürlich unversteuert.

Damit wollten sie herausfinden, ob an der vielbeschworenen Schweizer Weissgeldstrategie etwas dran ist.

Ob nun das Bankgeheimnis für ausländische Kunden tatsächlich Geschichte ist oder die beiden einfach schlecht gespielt haben, bleibt offen. Bei den Finanzinstituten Julius Bär, UBS, Credit Suisse, Sarasin, Zürcher Kantonalbank, Vontobel und Deutsche Bank Schweiz blitzten sie jedefalls kläglich ab.

Die Bank Sarasin und die Zürcher Kantonalbank erteilten schon am Telefon eine Absage. Der Vertreter der Deutschen Bank Schweiz sagte: «In der Welt in der wir heute leben, nehmen wir nur versteuerte Gelder.» Das Bankgeheimnis sei ein «sterbender Schwan».

«Ich rate Ihnen, steuerlich ehrlich zu werden»

Ähnlich klang es bei den anderen vier Banken. Bei der UBS verlangte der Berater eine Unterschrift, um zu bewilligen, dass die Daten automatisch an die deutschen Behörden geliefert werden dürfen: «Sonst kommen wir nicht ins Geschäft.» Auch bei Julius Bär war die Rede von einem Meldeverfahren.

Und der Vertreter der Bank Vontobel sagte geradeheraus: «Ich rate Ihnen, steuerlich ehrlich zu werden.»

Nur ein Berater brachte nach dem Beratungsgespräch das Thema Singapur zur Sprache. Kritiker behaupten, dass die unversteuerten Vermögen auf Schweizer Konten neuerdings dorthin verschoben würden. Im Internet liessen sich die Adressen der Filialen in Singapur finden, empfahl der Berater. Doch dort ein Konto zu eröffnen sei aufwendig und lohne sich erst ab vier bis fünf Millionen Euro.

Das Fazit der beiden Reporter: «Für Neukunden ist das Bankgeheimnis in der Praxis abgeschafft.» (alp)

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