Darum gehts
- Lufthansa plant Zentralisierung der Tochter-Airlines, Swiss direkt betroffen
- Aviatikexperte kritisiert Pläne als dramatisch für nationale Schweizer Airline
- Über 370 Kommentare der Blick-Community äussern Unverständnis und Ablehnung
Ein internes Papier aus Deutschland sorgt in der Aviatik-Branche gerade für helle Aufregung: Die Lufthansa-Gruppe plant für Anfang 2026 eine Zentralisierung ihrer Tochter-Airlines. Auch die Swiss – die einzige Fluggesellschaft im Lufthansa-Konzern, die Gewinne einfliegt – wäre davon direkt betroffen. Demnach sollen zentrale Funktionen wie das Streckennetz, Vertrieb oder Loyalitätsprogramme künftig direkt aus der Lufthansa-Zentrale in Frankfurt (D) gesteuert werden. Die Swiss dürfte sich nur noch auf das Erlebnis an Bord konzentrieren.
«Lufthansa will jetzt die Swiss verdeutschen», titelte Blick am Montag. Der Schweizer Aviatik-Experte Hansjörg Egger (72) hat für die Lufthansa-Pläne nur Kopfschütteln übrig. «Diese Verdeutschung der Swiss ist dramatisch. Schon jetzt ist die Swiss eigentlich nicht mehr unsere nationale Airline. Und sie wird es mit den neuen Regelungen immer weniger», sagt er auf Blick-Anfrage.
Egger findet es «schade und unverständlich». Konkret: «Es ist beschämend, dass die Schweiz sich keine eigene Airline mehr leisten kann. Natürlich leidet darunter auch unser Flughafen Zürich.»
Viel Unverständnis
Auch bei der Blick-Community lösten die Pläne viele Reaktionen aus – über 370 Kommentare gingen ein. Der Tenor: Grosses Unverständnis und Ablehnung. «Wenn die anderen Fluggesellschaften, die zur Lufthansa gehören, wenig oder kaum Gewinn abwerfen, so sollte doch die Lufthansa zuerst Reorganisationen bei diesen Airlines durchführen. Die Swiss liefert fantastische Resultate, also wie es heisst: Never change a winning horse», schreibt etwa Remo Augustin. Sprich: Was funktioniert, sollte man nicht ändern.
Viele Blick-Leserinnen und Leser vertreten aber die Meinung, dass es seit dem Grounding der Swissair sowieso keine Schweizer Fluggesellschaft mehr gebe – und die Swiss aufgrund der Zugehörigkeit zum deutschen Lufthansa-Konzern nicht als «schweizerisch» angesehen werden dürfe. Leser Jürg Grüter sieht es etwas anders: «Alle Leute, die jetzt schreiben und auf der Lufthansa herumhacken, sollten sich bewusst sein: Ohne die Lufthansa gäbe es die Swiss gar nicht mehr.»
Auch die Swiss hat keine Freude
Wie stark die Auswirkungen für die Swiss sind, ist bis dato nicht abzuschätzen. Zum Thema Stellenabbau gibt sich die Airline noch bedeckt. Die Pläne der Lufthansa-Gruppe hat die Swiss aber bestätigt. Und es ist herauszuspüren: Mehr Einflussnahme aus Frankfurt wünscht sich in Zürich niemand.
Offiziell formuliert es die Swiss gegenüber Blick so: «Wichtig ist uns aber, zu sagen, dass die Swiss als starke Airline bestehen bleibt. In Zukunft soll sie weiterhin Entscheide für ihr Angebot selbst fällen können.»