Auswertung zeigt
So sieht der typische Wirtschaftskriminelle aus

Über 80 Prozent der Wirtschaftskriminellen sind Männer. Aus Notlage oder Bosheit heraus handelt bei Vermögensveruntreuung kaum jemand, zeigt eine neue Auswertung von KPMG.
Publiziert: 11.05.2025 um 21:01 Uhr
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Aktualisiert: 11.05.2025 um 21:16 Uhr
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Gemäss der KI ChatGPT könnte ein typischer Wirtschaftskriminelle so aussehen. (Bild mit KI erstellt)
Foto: ChatGPT / Milena Kälin

Darum gehts

  • Typischer Wirtschaftskrimineller: Mann, 36-55 Jahre alt, über 6 Jahre im Unternehmen
  • Täter handeln meist für persönliche Bereicherung, nicht aus Notlage oder Bosheit.
  • Bei jedem fünften Fall geht es um Summen von über 5 Millionen Dollar.
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Männlich, zwischen 36 und 55 Jahre alt und seit über sechs Jahren im Unternehmen tätig. So sieht der typische Wirtschaftskriminelle gemäss KPMG aus. Für die Auswertung hat das Beratungsunternehmen 256 Betrugsfälle der letzten fünf Jahre analysiert. Die Studie liegt Blick exklusiv vor. 

Über 80 Prozent der Wirtschaftskriminellen sind männlich. Dabei gehen die Täter bei fast drei Vierteln der Betrugsfälle in Gruppen von zwei bis fünf Personen vor. In Gruppen sind bei der Hälfte der Fälle auch Frauen involviert. Nur selten sind Einzelpersonen am Werk (8%). Die Betrüger arbeiten in den meisten Fällen als einfache Angestellte oder im Management ohne leitende Funktion. 

Bei jedem fünften Betrugsfall geht es um Summen von über 5 Millionen Dollar. Am häufigsten veruntreuen die Betrüger Vermögen (52%), fälschen Urkunden (29%) oder stehlen Vermögenswerte (24%). Bei knapp der Hälfte der Fälle bereichern sich die Betrüger mit Summen von unter einer halben Million.

Ziel: persönliche Bereicherung

Doch warum hintergehen Angestellte eigentlich ihre Arbeitgeber? «Viele Betrugsfälle sind darauf zurückzuführen, dass die Täter sich berechtigt fühlten und meinten, das Unternehmen schulde ihnen etwas», sagt Bob Dillen (50), Chef-Forensiker von KPMG Schweiz.

Die Täter agieren also meist nicht aus irgendeiner Notlage heraus – sondern für ihre persönliche Bereicherung. «Weil ich es kann», denken sich gemäss der Auswertung von KPMG 78 Prozent der Täter. «Ich habe fast nie Fälle untersucht, in denen der Täter aus Bosheit oder Wut gegenüber dem Unternehmen gehandelt hat», so der Experte weiter gegenüber Blick.

Dass es zu so vielen Fällen kommt, wundert kaum. Denn die Hälfte der betroffenen Unternehmen hatten zum Zeitpunkt des Betrugs keinerlei Kontrollmechanismen. Andere Firmen setzen auf Verhaltenskodizes (81%), interne Audits (64%) und Whistleblowing (60%). 

Und die Whistleblowing-Hotlines lohnen sich: Denn neben informellen Quellen sind Whistleblower die wichtigste Aufdeckungsmethode für solche Betrugsfälle. Das sieht auch der Chef-Forensiker: «Die Eindämmung von Wirtschaftskriminalität erfordert nicht nur effektive Systeme, sondern auch Mitarbeitende, die für Risiken sensibilisiert sind und Verantwortung übernehmen.»

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