Aufgepasst bei Staffelmieten
Diese Wohnung wird jährlich immer teurer

In Burgdorf BE werden Wohnungen vermietet, die jedes Jahr teurer werden. Ein Interessent hält das für ein Lockvogelangebot. BLICK ging der Sache nach.
Publiziert: 07.11.2016 um 13:34 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:35 Uhr
Der Mietpreis dieser Wohnung steigt jährlich.
Foto: Immoscout
Michael Bolzli

Roman S.* ist genervt. Nach monatelanger Wohnungssuche hat der BLICK-Leser in Burgdorf BE eine schöne Bleibe gefunden. «Industrieller Chic mit ländlichem Charme», verspricht die Berner Immobilienfirma Immoveris. Der Haken laut S.: «Die Wohnung wird jedes Jahr 150 Franken teurer.»

Konkret: Im ersten Jahr kostet die Wohnung brutto 1605 Franken pro Monat. Im zweiten Jahr wären es bereits 1755 Franken und im dritten 1905 Franken. Zudem wird der Mieter verpflichtet, die Wohnung für mindestens drei Jahre zu mieten. Immerhin: Wer länger bleibt, zahlt ab dem dritten Jahr nicht mehr alle zwölf Monate mehr. 

Ein Blick auf das Wohnungsportal Immoscout verrät: Immoveris vermietet in Burgdorf gleich mehrere Wohnungen nach diesem Prinzip. «Das ist doch ein Lockvogelangebot», wettert S. Denn: Ausgeschrieben ist die Wohnung lediglich zum Preis des ersten Jahres. 

Staffelmieten sind in der Schweiz legal

Doch dieses Vorgehen ist vollkommen legal. In der Branche spricht man von einer Staffelmiete. Und die Mindestlaufzeit von drei Jahren ist gesetzlich vorgeschrieben. 

Für Staffelmieten gibt es nur einen Grund: Der Vermieter wird die Wohnung nicht los. Daraus macht Immoveris keinen Hehl: Es handle sich um ein Anreizsystem zur Förderung der Vermietung der letzten verfügbaren Wohnungen, heisst es auf Anfrage von BLICK.

Der Mieter bekommt die Bleibe vergünstigt, der Vermieter hat eine Wohnung weniger leer stehen. Eine Win-win-Situation? Nicht ganz. «Bei einer Staffelmiete kann der Mieter keine Mietzinsreduktion wegen Senkung des Referenzzinssatzes einfordern», sagt Michael Töngi (49), Generalsekretär vom Schweizerischen Mieterverband. Die könne man erst auf den nächsten Kündigungstermin verlangen. Der ist in diesem Fall erst nach drei Jahren.

Zudem profitiert der Vermieter, indem er dank der zunächst tiefen Staffelmiete Interessenten anlocken kann.

Der Griff in die Trickkiste 

Noch sind Staffelmieten in der Schweiz die Ausnahme. Aber das könnte sich bald ändern. «Wegen erhöhter Bautätigkeit und steigender Leerbestände sind die Angebotsmieten unter Druck», sagt Immoscout-Chef Martin Waeber (45).

Wer ausserhalb von Hotspots wie Zürich, Genf oder Bern eine Wohnung vermieten will, greift darum in die Trickkiste. Und dann gehören Staffelmieten dazu.

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