Auf dem Land ist das Internet eine lahme Ente – Betroffene schlagen Alarm
«Wir verlieren den Anschluss!»

Alle wollen schnelles Internet. In den Randregionen jedoch muss man sich lange gedulden.
Publiziert: 18.03.2018 um 14:23 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 21:30 Uhr
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Für den Gemeindepräsidenten von Tujetsch GR, Beat Roeschlin, ist das langsame Internet ein Standortnachteil.
Foto: Siggi Bucher
Cyrill Pinto

In den Städten ist schnelles Internet per Glasfaserkabel eine Selbstverständlichkeit – Berggemeinden jedoch bleiben diese Segnungen der Technik oft verwehrt. Dagegen regt sich jetzt Widerstand. Beispielsweise in Tujetsch, einer 1285-Seelen-Gemeinde zuhinterst im Bündner Oberland. Der dortige Gemeindepräsident Beat Roeschlin (63) setzt sich mit viel Herzblut dafür ein, dass die Region am Oberalp-pass nicht den Anschluss ans digitale Zeitalter verliert.

Roeschlin steht vor dem alten Schulhaus. Hier wollte vor zwei Jahren ein IT-Unternehmen aus dem Unterland einen Ableger aufbauen. Alles stimmte, man war praktisch vertragseinig – bis das Unternehmen herausfand, dass mangels Glasfasernetz kein schneller Internetzugang möglich ist. «Ein paar Wochen später erhielt ich die Absage», so Roeschlin.

Das langsame Internet ist für die Region ein Standortnachteil. «Für Einwohner und Feriengäste soll es schnell gehen – Gäste aus dem Unterland sind immer wieder erstaunt, wenn sie sich bei uns ins Internet einloggen.»

Treffen mit der Swisscom

Vor ein paar Wochen hat sich Roeschlin mit Swisscom-Chef Urs Schaeppi (58) getroffen. «Alle waren sehr freundlich», sagt Roeschlin, «Schäppi hat gesagt, man kenne das Thema.» Eine schnelle Glasfaserleitung ins Internet wird Tujetsch in absehbarer Zeit trotzdem nicht bekommen.

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Wie Tujetsch geht es vielen Dörfern in den Randregionen. Eine Übersichtskarte des Bundes zeigt, welche Regionen der Schweiz in den Genuss von schnellem Internet kommen: Es sind die Zentren. In Zürich, Bern oder Basel werden die hohen Investitionen in ein neues Glasfasernetz rasch amortisiert.

Anderswo müssen die Gemeinden ihren Anschluss ans Glasfasernetz teilweise selbst bezahlen. So beteiligen sich im Oberwallis die Gemeinden zu 40 Prozent an den Anschlusskosten ans Glasfasernetz. 60 Prozent übernimmt die Swisscom. Als erstes Oberwalliser Bergdorf wurde 2014 Eischoll ans schnelle Internet angebunden. Mittlerweile ist ein Drittel der Oberwalliser Gemeinden angeschlossen.

Damit sich der Internet-Graben zwischen Stadt und Land nicht weiter auftut, fordern Politiker wie der Bündner Nationalrat Martin Candinas (37, CVP) Massnahmen vom Bund. Candinas erinnert daran: «Die Swisscom ist ein bundesnahes Unternehmen. Der Bund muss die Swisscom verpflichten, eine gute flächendeckende Grundversorgung mit Internet anzubieten.»

CVP-Candinas zündet den Internet-Turbo

Für CVP-Nationalrat Martin Candinas ist klar: «Der Bund muss die Swisscom verpflichten, eine gute flächendeckende Grundversorgung mit Internet anzubieten.»
Foto: EQ Images

Soeben hat der Ständerat als Zweitrat einen Vorstoss von Candinas angenommen. Demnach hat jeder Schweizer Haushalt Anspruch auf eine digitale Grundversorgung von mindestens zehn Megabyte pro Sekunde. Allerdings reicht diese Übertragungsrate gerade einmal, um mit einem Gerät hochauflösendes Fernsehen zu empfangen. Zusätzlich Musik streamen oder Youtube-Videos schauen wird zur Geduldsprobe.

Swisscom beteuert derweil, man arbeite mit Hochdruck am Breitbandausbau. So erschliesse man jährlich rund 300 Gemeinden mit Ultrabreitband, 30 davon in ländlichen Gebieten. Bis 2021 wolle man alle Gemeinden mit mindestens 80 Megabyte pro Sekunde versorgen.

Allerdings schränkt die Swisscom ein: «Streusiedlungen, die ausserhalb von Siedlungsgebieten oder Bauzonen liegen, können aufgrund wirtschaftlicher Kriterien nicht in jedem Fall ausgebaut werden.»

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