Wochenlang handelten Swiss-Chef Harry Hohmeister und die unzufriedenen Kapers-Gewerkschafter den neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) aus. Dieser sollte ab April 2014 die drei laufenden GAV ersetzen. Bis zum 26. März konnten Kabinenchefs und Flight-Attendants über das Vertragswerk abstimmen.
BLICK-Recherchen zeigen: Eine deutliche Mehrheit von 82,5 Prozent des Kabinenpersonals haben den neuen GAV der Fluggesellschaft abgelehnt.
84 Prozent der Mitglieder gaben ihre Stimme ab. Kapers-Präsident Denny Manimanakis: «Derzeit können wir nur bestätigen, dass der GAV 14 mit grosser Mehrheit abgelehnt worden ist.» Der Vorstand habe seine Mitglieder intern am Donnerstagabend darüber informiert.
Haben die Flight-Attendants den Vorstand im Regen stehen lassen? Manimanakis verneint: «Das Resultat ist ein sehr klares Zeichen gegenüber dem Swiss-Management.»
Was passte der Kapers-Basis nicht am neuen GAV? Forderungen wie etwa ein 13. Monatsgehalt sowie eine zweite arbeitsfreie Nacht bei Langstreckenflügen nach Miami im Sommer wurden nicht erfüllt. Zu kurze Erholungspausen bis zum Rückflug, zum Beispiel wegen wetterbedingter Verspätungen, brachten das Personal in der Vergangenheit manchmal ans physische Limit. Zudem mussten die Flight-Attendants zwei Ferientage opfern.
Ein betroffener Gewerkschafter: «Seit Jahren übt die Swiss massiven Druck auf uns aus. Auch unsere Gewerkschaft Kapers scheint mehr auf der Seite unseres Arbeitgebers zu stehen als auf unserer.»
BLICK liegt ein internes Schreiben des Kapers-Vorstands vor, welches die Mitglieder vor GAV-Abstimmungsende erhielten. Darin ermuntert der Vorstand die Basis zur Annahme des GAV: «Wollen wir für die nächsten vier Jahre eine gewisse Sicherheit in einer Zeit des Umbruchs mit unbekannten Ausmassen, oder sind wir bereit, zum Spielball in einer Neuausrichtung der Swiss zu werden?» Der neue GAV gewähre Arbeitsplatzsicherheit, klar definierte Arbeitsbedingungen. Zudem schränke der GAV die Unterwanderung durch billigeres Personal stark ein.
Schwierige Wochen kommen nun auf Swiss-Chef Hohmeister zu. Dabei hat er schon schwierige Wochen hinter sich. Der 49-Jährige fängt sich mit dem Kapers-Nein die dritte Schlappe ein. Bereits das Bodenpersonal und die Piloten haben den neuen GAV abgeschmettert. Für ihn bitter war das Nein der Piloten (BLICK berichtete).
Ziel waren Kosteneinsparungen und die Zusammenlegung der beiden Korps der Langstrecken- und der finanziell schlechter gestellten Jumbolino-Piloten. Letzteres ging aus der Crossair hervor, ersteres aus der Swissair.
Viele Fragen bleiben offen: Erreicht Hohmeister seine Leute nicht mehr? Hat das Swiss-Personal den Druck satt? Wohl nicht grundlos nennen ihn die Piloten intern den «Drohmeister». Was ist der wahre Grund für das Schlamassel? «Wir bedauern das Kapers-Nein zum GAV», sagt eine Swiss-Sprecherin. Zu den Konsequenzen wolle man sich zu gegebener Zeit äussern. Aber die drängt: Es braucht schnell einen Druckausgleich in der Kabine. Schon am Dienstag wollen sich der Kapers-Vorstand und die Swiss-Geschäftsleitung treffen, um die Verhandlungen wieder aufzunehmen.