SonntagsBlick: Herr Stephanopoulos, wir führen dieses Interview für eine Sonntagszeitung. Wann haben Sie das letzte Mal auf Papier gelesen?
Athan Stephanopoulos: (Lacht) Heute Morgen in Ihrer Redaktion. Wann es davor das letzte Mal war, weiss ich nicht. Ich lese sehr selten Zeitung.
Wie informieren Sie sich?
Ich selbst bin kein Millennial, aber die meisten Informationen sehe ich in den Social Media, in meinem Newsfeed in den Videos von Now This.
Vor vier Jahren kannte kein Mensch Now This, heute erreicht Ihr Unternehmen mehr Menschen als CNN. Wie haben Sie das geschafft?
Wir mussten uns entscheiden, welche Inhalte wir abdecken. Wir machen Geschichten, die für ein jüngeres Publikum wichtig sind. Geschichten, die eine Unterhaltung in Gang bringen. Und ganz wichtig: Wir machen Inhalte, die wir selbst auf Social Media teilen würden.
Das hat gereicht, um 2,5 Milliarden Video-Views pro Monat zu generieren? Sie haben rund 100 Mitarbeiter, CNN 4000.
Wir mussten auch verstehen, wie wir die Inhalte für die unterschiedlichen Plattformen im Netz produzieren. Was auf Facebook funktioniert, funktioniert auf Snapchat nicht. Deshalb bereiten wir unsere Inhalte für die verschiedenen Kanäle unterschiedlich auf. Und wir haben ein Data-Team, das misst, welcher Inhalt auf welchen Plattformen besonders gut läuft.
Sie lassen Daten bestimmen, welche Geschichte Ihre Journalisten machen?
Nein, wir lassen uns nicht von Daten steuern. Sie helfen uns bei unseren Entscheidungen und dabei, bessere Inhalte herzustellen, aber sie können den Menschen nicht ersetzen. Ein Video kommt nur dann gut an beim User, wenn dahinter eine menschliche Emotion steht, wenn es von einem Menschen gemacht wurde.
Die wichtigste Plattform für Now This ist Facebook. Sie sind in hohem Masse von diesem Kanal abhängig. Planen Sie schon jetzt für die Zeit nach Facebook?
Wir sind uns relativ sicher, dass nichts Facebook ersetzen wird. Es ist so viel mehr als ein soziales Netzwerk. Aber sicher: Facebook verändert sich und wir uns mit ihm. Es ist eine kontinuierliche Evolution. Auch gibt es neue Plattformen, denken Sie an Snapchat. Das gab es vor fünf Jahren gar nicht, heute wollen alle grossen Publisher dort präsent sein.
Sie haben keine Website und keine App mehr. Warum verzichten Sie auf diese Kanäle, die hier in der Schweiz noch immer sehr stark sind?
Bei uns in den USA hatten die meisten News-Organisationen massive Einbussen beim Traffic auf der Website. Es wurde immer schwieriger, das Publikum zu halten. Deshalb haben wir entschieden, unsere Website zu schliessen und uns voll dem Modell des «distributed content» zu verschreiben. Wir bringen den Inhalt dorthin, wo die Leute sind: in die sozialen Netzwerke. Gibt es neue Plattformen, sind wir auch dort.
Die Leute wollen vor allem unterhalten werden. Können Sie da mit relevanten Themen wie Politik überhaupt punkten?
Absolut. Unsere User sind genauso interessiert an Politik und Wirtschaft wie an leichteren Inhalten.
Wie ist es, in Zeiten von Trump in den USA Journalismus zu machen?
Donald Trump hat einen messbar positiven Einfluss auf unser Geschäft. Durch seine Wahl interessieren sich die Leute wieder mehr für News. Und in den USA interessieren sich wieder mehr Leute für den politischen Prozess. Sie wollen sich engagieren und eine Meinung haben. Dafür sind News so wichtig.
Ihr Team stellt pro Tag 60 Videos her. Auf welches sind Sie besonders stolz?
Das sind ein paar Interviews mit wichtigen Persönlichkeiten. Vor vier Jahren haben wir angefangen und haben es innerhalb kurzer Zeit geschafft, dass uns der amerikanische Vizepräsident ein Interview gegeben hat. Später dann konnten wir Präsident Obama interviewen. Das war herausragend.
Athan Stephanopoulos (40) ist seit Sommer 2014 beim Video-News-Hersteller Now This tätig, seit Anfang 2016 als Präsident. Zuvor hatte er eine eigene digitale News-Organisation gegründet. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in New York. Studienabschlüsse machte er in Politischen- und Religionswissenschaften sowie Betriebswirtschaft. Bevor er seine Karriere startete, reiste Athan Stephanopoulos als Fundraiser für die griechisch-orthodoxe Kirche um die Welt.
Athan Stephanopoulos (40) ist seit Sommer 2014 beim Video-News-Hersteller Now This tätig, seit Anfang 2016 als Präsident. Zuvor hatte er eine eigene digitale News-Organisation gegründet. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in New York. Studienabschlüsse machte er in Politischen- und Religionswissenschaften sowie Betriebswirtschaft. Bevor er seine Karriere startete, reiste Athan Stephanopoulos als Fundraiser für die griechisch-orthodoxe Kirche um die Welt.