Asienramsch zum eidgenössischen Schwingfest
Kasse machen mit dem Edelweiss

Edelweiss-Artikel sind bei Schweizern hoch im Kurs. Vor allem die Hemden. Das brachte Trittbrettfahrer auf den Plan. Zum Eidgenössischen Schwingfest machen sie Kasse mit ausländischen Edelweiss-Hemden.
Publiziert: 23.08.2016 um 00:45 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:40 Uhr
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Nur der Look hat Swissness: Die Landi wirbt mit Edelweiss Artikeln. Produziert werden sie nicht in der Schweiz, sondern in Asien und Südamerika.
Foto: Landi
Bastian Heiniger und Patrik Berger

Nie lässt sich mit dem Edelweiss derart Kasse machen wie vor dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest. Tausende Schwingfans werden am 27. August ein Edelweisshemd tragen. Gut möglich, dass es in Südamerika oder Fernost genäht wurde.

Der Swissness-Boom lockt Edelweiss-Trittbrettfahrer an. Während ein hochwertiges Hemd mit der weissen Alpenblume bei einem Schweizer Hersteller zwischen 80 und 90 Franken kostet, bezahlt man etwa bei Aldi nur 34.90 Franken. Wo es hergestellt wird, will der Discounter nicht sagen. Hoch im Kurs sind Edelweiss-Motive auch bei der Landi, einer Tochter der Bauerngenossenschaft Fenaco. Im Ladenregal ziert das Edelweiss Badelatschen, Schuhe, Bauchtaschen oder Sonnenschirme – alles Billigware made in Asien.

Der Verkaufsschlager ist aber auch hier das Hemd: Die Landi lässt es in Kolumbien produzieren. Und verkauft es hier für 22.90 Franken. Seit der Aufnahme ins Sortiment 2012 haben sich die Hemdenverkäufe verdreifacht. Allein 2015 waren es 40'000 Exemplare.

«Wenn die Schweiz näher zusammenrücken muss, ist das Edelweiss ein starkes Zeichen. Die Edelweisshemden haben deshalb in den letzten zwei Jahren einen grossen Aufschwung bekommen», erklärt PR-Experte Fidel Stöhlker (46) den Trend.

Davon profitiert zum Beispiel auch Märithüsli aus Meiringen BE, Schweizer Hersteller von Edelweisshemden. Zwar verkauft der Betrieb nur halb so viele Hemden wie die Landi. Angst vor dem Asien-Ramsch zum Eidgenössischen hat Inhaber Alfred Jenni (63) aber nicht. «Ich nehme es keinem Bauern übel, der sich ein Hemd für 20 Franken kauft», sagt er. «Die meisten kommen schnell wieder zu uns zurück. Unsere Hemden sind zwar teurer, dafür halten sie länger.»

Kein Verständnis haben die Jennis dafür, dass ausgerechnet die Landi Billighemden aus Kolumbien verkauft. «Das ist schon schräg. Die Landi gehört ja den Bauern. Wir können nicht für ­20 Franken produzieren, sonst wären wir sofort weg vom Fenster», sagt Geschäftsführerin Therese Jenni (60) zu BLICK.

Die Landi begründet die ausländischen Hemden im Regal mit dem Preis: «Produkte wie Edelweisshemden oder Blusen könnten grundsätzlich in der Schweiz genäht werden. Dies ist natürlich eine Kapazitäts- und Preisfrage», sagt Sprecherin Sonja Schild.

Während die Landi noch mit dem Edelweiss wirbt, reitet Aldi schon die Oktoberfestwelle: Dirndl und Lederhosen zu Schnäppchenpreisen. Wo die wohl produziert werden?

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