Arbeitsstellen und Poststellen: So funktioniert der Abbau ganz konkret
Kahlschlag im Appenzell, Wachstum in Zürich

Die Post schliesst Filiale um Filiale. Gleichzeitig werden die Abbaupläne mit Worten beschönigt. Rechtsanwalt und Urner CVP-Politiker Flavio Gisler kritisiert diese Strategie als Schönfärberei.
Publiziert: 14.06.2017 um 12:57 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:29 Uhr
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Beim Abbau der Poststellen bluten die Randregionen am meisten.
Foto: JEAN-CHRISTOPHE BOTT
Anian Heierli

Beim Abbau der Poststellen bluten die Randregionen am meisten. Und es kommt noch härter: In den nächsten Jahren sollen nochmals über 500 Filialen schliessen – vor allem auf dem Land. Beim gelben Riesen beschönigt man die Massnahme gerne. Im aktuellen GRI-Bericht (Global Reporting Initiative) steht: «Durch die Schaffung von Arbeitsplätzen in Randregionen leistet die Post einen volkswirtschaftlich bedeutenden Beitrag an die Entwicklung.»

In Nidwalden sind 32 Prozent der Arbeitsplätze weg

Rechtsanwalt und Urner CVP-Präsident Flavio Gisler (28) bezeichnet diese Strategie als Schönfärberei. Er stellt klar: «Die Post baute seit 2007 schweizweit 1700 Vollzeit-Arbeitsplätze ab!» Seine Kritik untermauert er mit Zahlen aus dem aktuellen Geschäftsbericht (siehe Tabelle). Dieser belegt: Das Staatsunternehmen zieht sich aus ländlichen Regionen zurück. Im Kanton Nidwalden wurden 32 Prozent der Vollzeit-Stellen gestrichen, 30 in Appenzell Ausserrhoden, 23 in Baselland und 18 in Uri. Genf bildet eine Ausnahme. Obwohl es sich um einen urbanen Kanton handelt, verschwanden auch hier 31 Prozent der Stellen. Auffallend: Solothurn steht mit einem Zuwachs von 60 Prozent als grosser Sieger da. Diese Zunahme ist auf das Paket- und Briefzentrum in Härkingen SO zurückzuführen.

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Der Geschäftsbericht zeigt auch, dass die Post prozentual mehr Angestellte in urbanen Regionen hat. Zum Vergleich: In Basel-Stadt kommen auf 1000 Beschäftigte gut zwölf Mitarbeiter. In Nidwalden sind es nicht ganz fünf.

Rechtsanwalt Gisler fordert: «Verteilt eure Stellen gerecht»

CVP-Politiker Gisler ist enttäuscht: «Service public geht anders. Die Post sollte Stellen gerecht verteilen!» Der Urner verlangt: «Haltet euer Versprechen und schafft neue Arbeitsplätze auf dem Land.» Und weiter: «Das gilt insbesondere für Kantone, wo Filialen geschlossen werden.» Sein Plan, den er vorantreiben will: «Dezentralisiert Arbeitsplätze. Es gibt genug geeignete Industrie-Zonen, auch im Kanton Uri.» Konkret heisst das für ihn: «Den Apparat im Hintergrund au4slagern.» Er spricht von Verteilzentren, Kundenberatung, Marketing oder Human Resources. Das sind Geschäftsbereiche, die aus seiner Sicht nicht zwingend in Zentren liegen müssen.

Post kontert: «Wir sind bestrebt, Arbeitsplätze zu erhalten»

Post-Sprecherin Jacqueline Bühlmann kontert. Sie nennt dezentrale Arbeitsplätze wie das Videocodier- und Retourenzentrum in Chur und Sitten oder das Fundbüro im Tessin. «Wir sind auch im Austausch mit dem Kanton Uri», sagt sie. Räumt aber ein, «dass keine konkreten Projekte vorliegen.» Zurzeit sei man mit verschiedenen kantonalen Behörden in Kontakt: «Die Post ist bestrebt, Arbeitsplätze zu erhalten oder sogar auszubauen – auch in ländlichen Gebieten.» Ein sportliches Ziel, wenn das Filialnetz weiter ausgedünnt werden soll, in der Stadt und besonders in strukturschwachen Regionen.

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