ABB lässt Tests sogar an Gesunden durchführen
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Antraben zum Corona-Check!
ABB lässt Tests sogar an Gesunden durchführen

Das war bislang von keinem Unternehmen in der Schweiz bekannt. Der Industriekonzern ABB testet Hunderte von Angestellten auf Corona. Und verstösst damit gegen Bundesrichtlinien, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.
Publiziert: 31.03.2020 um 11:15 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2020 um 16:22 Uhr
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Der Schweizer Industrieriese ABB sorgt am Dienstag für Schlagzeilen.
Foto: Keystone
Ulrich Rotzinger

Man stelle sich vor: Der eigene Arbeitgeber bietet einen Arzt auf, der vor Ort sämtliche Angestellte auf das Coronavirus testet. Kränkelnde Mitarbeiter würden es wohl begrüssen, Gesunde dagegen als unsolidarisch abtun, weil die Tests immer noch nicht in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen. Eine Debatte, die jetzt offenbar beim Schweizer Industriekonzern ABB läuft.

«Wer nicht schwer erkrankt oder zu einer Risikogruppe gehört oder zum Gesundheitspersonal, hat keinen Anspruch und Chance auf einen Test. Es sei denn, er arbeitet bei der ABB», schreibt der «Tages-Anzeiger» in der heutigen Ausgabe. Mehrere Hundert Angestellte des Konzerns in der Schweiz seien bereits auf Corona getestet worden.

Dazu zählen besonders jene, die in ABB-Werken oder in der Entwicklung arbeiten. Die meisten Getesteten seien negativ, sie sollen eine SMS mit diesem Wortlaut bekommen haben: «Guten Tag, ihr Abstrichresultat auf Sars Cov-2 (Corona) ist negativ.»

Swissmem weiss nichts von Massentests

Flächendeckende Tests auch an Kerngesunden ohne Symptome! ABB mit seinen rund 6000 Angestellten in der Schweiz ist das erste Unternehmen hierzulande, bei dem solche Massnahmen bekanntwerden.

Irritierend ist: Die Weisung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) sieht vor, Corona-Tests auf Erkrankte mit «schweren Symptomen», auf Gesundheitspersonal und Risikogruppen zu beschränken. Kurz: keine breit angelegten Stichproben (BLICK berichtete).

Andere SMI-Unternehmen wie der Versicherer Swiss Life sehen von Tests ab: «Prioritär sollen die verfügbaren Tests deshalb für Spitäler und Health Professionals zur Verfügung stehen», sagt Sprecherin Tatjana Stamm. «Wir arbeiten bei Swiss Life aktuell im erweiterten Home Office, das heisst ein Grossteil der Mitarbeitenden arbeitet von zuhause aus, daher ist die Situation auch nicht mit einem Produktionsbetrieb vergleichbar», so Stamm weiter.

Auch beim Verband Swissmem weiss man nichts von flächendeckenden Test durch Unternehmen: «Uns ist bislang kein Unternehmen bekannt, das in der Schweiz Angestellte flächendeckend auf das Coronavirus testet», sagt Ivo Zimmermann von Swissmem, dem Schweizer Verband der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, zu BLICK.

Sind die Tests mit dem Bund abgesprochen?

Grundsätzlich befürworte man eine deutliche Erhöhung der Tests zum Schutze der Mitarbeitenden und der Aufrechterhaltung des Betriebs. «Aber in erster Priorität müssen die Menschen im Gesundheitswesen und solche mit Krankheitssymptomen getestet werden», sagt Zimmermann.

ABB arbeitet für die Tests seit Kurzem mit dem externen Partner IFA (Institut für Arbeitsmedizin) zusammen, «um so rasch Klarheit schaffen zu können und seine Mitarbeitenden zu schützen und zu unterstützen», sagt eine Sprecherin zu BLICK.

Wie viele ABB-Angestellte tatsächlich bereits getestet wurden, sagt diese nicht. Laut BLICK-Informationen dürfte die Zahl im dreistelligen Bereich liegen, was sich mit den Informationen des «Tages-Anzeiger» deckt. Gegenüber der Zeitung räumt ABB ein, dass «andere Angestellte, die im Umfeld eines Mitarbeitenden mit Symptomen tätig sind, ebenfalls getestet werden».

Ob die breit angelegten Tests mit den Behörden abgesprochen wurden, sagt das Unternehmen nicht. Man halte sich auf jeden Fall an die Weisungen des Bundes, so ein Sprecher.

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