Das landet alles auf dem Recyclinghof
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Ausmisten fürs neue Jahr:Das landet alles auf dem Recyclinghof

Ansturm auf Recycling-Höfe zum Jahreswechsel
Die Schweiz mistet aus

Weg mit dem alten Gerümpel, Platz da für die neuen Weihnachtsgeschenke und frischen Wind im neuen Jahr. In Recycling-Höfen in der ganzen Schweiz stehen Leute Schlange, um sich von ihren alten Sachen zu trennen. Die Umwelt darbt deswegen.
Publiziert: 04.01.2022 um 00:38 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2022 um 08:55 Uhr
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Mario Vieli (49) aus Elsau ZH: «Wir sind vor vier Jahren in ein 400-jähriges Bauernhaus gezogen und bauen ständig um – das ist wie ein Hobby für mich. Im Auto hab ich heute die Türzargen und Türen, die wir über die Festtage rausgerissen haben. Ich finde, unsere Gesellschaft sollte noch viel mehr recyceln. Aber es ist schon ein guter Anfang, dass man überhaupt erst die Möglichkeit hat, den Abfall zu recyceln.»
Foto: Anja Wurm
Fabio Giger (Text) und Anja Wurm (Fotos)

Beim Presscontainer für Karton stehen die Kunden Schlange. «Bei euch hats auch viele Geschenke gegeben», witzeln zwei Männer. Daneben steht ein Kind mit einer Bratpfanne in der Hand: «Mami, wo kommt die hin?» Kurz darauf scheppert es in der Ecke mit dem Alu- und Metallabfall.

Rund um den Jahreswechsel herrscht in den Hallen des Recyclinghofs Maag in Winterthur ZH Hochbetrieb. Über die Festtage nutzen viele die Zeit, um den Frühlingsputz vorzuziehen und sich von Altlasten zu befreien. Entrümpeln fühlt sich gut an. Zum Jahreswechsel sowieso.

Recycling-Champion Schweiz ...

Gut 2000 Autos rollen an diesem verregneten Dienstag mit Abfall an die Sammelstelle. Doppelt so viele wie an einem normalen Tag. Sicherheitsleute sorgen beim Einweisen auf den Parkplatz für Ordnung. Wie bei einem Grossevent.

Hier zeigt sich, dass die Schweiz sich zu Recht zum Recycling-Champion küren darf. Die Hälfte der Haushaltsabfälle wird hierzulande wiederverwertet. Die Leute stossen Wägeli, wie man sie vom Flughafen kennt, voll beladen mit Kartons, zerlegten Holzschränken, CD-Spielern, Neonlampen und anderem wiederverwertbarem Abfall.

... Abfall-König Schweiz

«Wir wollen im Keller ein Gestell aufbauen, um im neuen Jahr etwas Ordnung zu schaffen», sagt Ellen Heine (48) aus Winterthur. Dafür mussten sie und ihr Mann Marco (49) erst mal Platz machen. Der alte Lufterfrischer, eine Tischlampe, ein Farbcontainer, eine CD-Box, Tischbeine und das kaputte Skateboard müssen weg.

In der Schweiz kommen so im Schnitt pro Jahr und Kopf 716 Kilogramm Abfall zusammen. Auch in dieser unrühmlichen Kategorie gehört die Schweiz zur Weltspitze.

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Sie ist die Chefin über den Abfallberg: Judith Maag (35), Geschäftsführerin von Maag Recycling.
Foto: Anja Wurm

Plastik ist nicht gleich Plastik

«Es ist falsch zu denken, dass Überkonsum okay ist, wenn man den Müll dafür sachgerecht entsorgt», sagt Judith Maag (35), Geschäftsführerin von Maag Recycling. Es sei für sie zwar schön, dass sich die Leute Zeit nehmen, um den Abfall sauber und korrekt zu entsorgen. «Ein Wermutstropfen ist aber zu sehen, was die Menschen nach Weihnachten alles wegwerfen», so Maag. Ein Indiz dafür, dass die Schweiz mehr konsumiere, als es für die Welt verträglich ist.

Maag und ihre 70 Mitarbeiter bändigen jedes Jahr 60'000 Tonnen Abfall. Einer der sieben Reziklisten-Lehrlinge der Firma steht in der Tonne für PE-Plastik. Er sortiert Aludosen, Plastikfolien und Plastikspielzeug aus. Dinge, die nicht in den Container gehören. «Die Leute meinen, Plastik sei Plastik», sagt er. Der junge Mann weiss es besser: «Grundlage fürs Reziklieren ist eine saubere Trennung.»

Recyceln fängt beim Kauf an

Doch genau da liegt eines der grossen Probleme der Recyclingindustrie: Es gibt je länger, je mehr Verbundmaterialien und Produkte, die sich schlechter zerlegen lassen. «Das sind vor allem Elektrogeräte oder Produkte mit Elektronikteilen, aber auch Produkte, die verklebt, verschweisst oder verpappt sind», sagt Maag. Das erschwere das Recycling ungemein.

Wer der Umwelt und den Arbeitern im Recycling-Center etwas zuliebe tun will, sollte deshalb schon beim Einkaufen darauf achten, was genau im Einkaufswägeli landet. Damit sich der Kauf genauso gut anfühlt wie das Wegwerfen.

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