Für SVP-Ständerat This Jenny war dies klar: «Ich habe damit gerechnet. Es war immer fraglich, wieso er das macht. Leuenberger ist eher ein Kreativer. Der kann mit einer so trockenen Materie nichts anfangen.»
Alt Bundesrat Moritz Leuenberger entgegnet: «Ich lasse Jennys Aussagen so stehen. Der Grund für meinen Austritt liegt in der Vorstellung über die Arbeit in einem Verwaltungsrat.»
Was heisst das genau? «Ich will das nicht konkretisieren. Tatsache ist, dass ja noch ein weiteres VR-Mitglied, nämlich Theo Schlatter, nach zwei Jahren austritt.»
Der Verwaltungsrat kenne seine persönlichen Gründe und die Diskussion darüber sei eine interne Angelegenheit der Firma Implenia, über die er nicht öffentlich debattiere.
Innerhalb des VR war alles super
Innerhalb des Verwaltungsrates war die Zusammenarbeit gut, von gegenseitigem Respekt und Anstand geprägt, erklärt Leuenberger. «Kritische Fragen waren innerhalb des Verwaltungsrates erwünscht und eine Aussensicht willkommen. Innerhalb des Verwaltungsrates war es zudem möglich, Fragen kontrovers und doch anständig zu diskutieren.»
Ist also die Arbeit mit dem CEO Anton Affentranger eher schwierig? Leuenberger äussert sich nicht.
Stolz auf seinen Erfolg in der Nachhaltigkeit
In seiner schriftlichen Stellungnahme erklärt alt Bunderat Leuenberger: «Ich entschloss mich vor zweieinhalb Jahren zur Mitarbeit im VR-Implenia insbesondere, um das Ziel der Nachhaltigkeit weiter zu verfolgen und in einem privaten Unternehmen wahrzunehmen.»
Dies sei auf eine erfreuliche Weise gelungen. «Die Firma bemühte sich erfolgreich um die Einhaltung ihres Verhaltenskodex’, um soziale Arbeitsbedingungen, um Umwelt schonendes Bauen, kurz um alle Elemente der Nachhaltigkeit. Letztes Jahr veröffentlichte Implenia ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht, der zu Recht auf ein gutes Echo stiess.»
Keine Abgangsentschädigung
Wir denken sofort an das Vasella-Syndrom und denken an eine grosse Abfindung, die Moritz Leuenberger nun aufs Bankkonto überwiesen wird. Doch er sagt dazu: «Ich erhalte für den Verzicht auf eine weitere Amtsperiode keine Abgangsentschädigung.»
Es gebe auch keine konkrete Zusage oder Vereinbarung über eine mögliche Zusammenarbeit.
Leuenberger lässt Anstand vermissen
CVP-Nationalrat Gerhard Pfister findet klare Worte zu Moritz Leuenbergers Abgang: «Herr Leuenberger hat dem Ansehen des Bundesrats geschadet. Wegen ihm arbeitet jetzt das Parlament ein Reglement aus, das wiederum zusätzlich etwas regulieren will, was nicht regulierbar ist: Anstand.»
Vermutlich habe aber auch Implenia gemerkt, dass Leuenberger in diesem VR nichts bringe, meint Pfister weiter. «Er kannte Unternehmen ja nie aus eigener Erfahrung sondern war Berufspolitiker.»