Allzeithoch der Schweizer Börse
«An Aktien führt kein Weg vorbei»

Der Swiss Market Index verzeichnet seit Jahresbeginn Kursgewinne von über 20 Prozent. Ist der Boom nachhaltig – oder folgt bald der Einbruch?
Publiziert: 02.11.2019 um 23:25 Uhr
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An der Schweizer Börse herrscht Partystimmung! Am Donnerstag erreichte der Swiss Market Index (SMI), der die 20 grössten börsenkotierten Schweizer Konzerne abbildet, mit 10'287,83 Punkten ein neues Allzeithoch.
Foto: Keystone
Thomas Schlittler

Partystimmung an der Schweizer Börse! Am Donnerstag erreichte der Swiss Market Index mit 10287,83 Punkten ein neues Allzeithoch. Der SMI bildet die Performance der 20 grössten börsenkotierten Konzerne ab.

Am Freitag schloss der Index zwar ganz leicht tiefer. Das ändert aber nichts daran, dass die Schweizer Börse in diesem Jahr beeindruckende Ergebnisse geliefert hat.

Wer zu Jahresbeginn 10'000 Franken in einen SMI-Fonds investierte, hat jetzt – wenn er die Anteile verkauft – über 2000 Franken mehr auf dem Konto.

Negativ- beziehungsweise Nullzinsen

Was sind die Gründe für dieses Kursfeuerwerk? Für Matthias Geissbühler, Anlagechef der Raiffeisenbanken, steht fest: Die Gewinne der Schweizer Konzerne können diesen Anstieg «nicht annähernd» rechtfertigen.

«Die wesentlichen Gründe für die starke Entwicklung sind der Anlagenotstand aufgrund der Negativ- beziehungsweise Nullzinsen sowie die erneute 180-Grad-Kehrtwende der Notenbanken», so Geissbühler.

Gleichzeitig scheint der SMI paradoxerweise aber auch davon zu profitieren, dass die Anleger etwas vorsichtiger geworden sind. Sie fürchten sich vor geopolitischen Spannungen – der Handelsstreit China – USA lässt grüssen – und haben Rezessionsängste. Dadurch gewinnt der SMI an Attraktivität.

Nestlé, Novartis und Roche sei dank

«Der Schweizer Aktienmarkt wird von Sektoren wie Gesundheit und nichtzyklischem Konsum dominiert. In Zeiten erhöhter konjunktureller oder geopolitischer Risiken bieten diese etwas mehr Stabilität als die zyklischen Sektoren», so die Erklärung von Jörn Spillmann, dem Chefstrategen der Zürcher Kantonalbank (ZKB).

Die Rede ist von Nestlé, Novartis und Roche. Diese drei Titel machen mehr als die Hälfte der SMI-Gewichtung aus. Und sie produzieren Produkte, die sich fast immer verkaufen – egal, wie es der Wirtschaft geht.

«Ziemlich exakt zwei Drittel des gesamten Kursanstiegs gingen auf das Konto von Nestlé, Novartis und Roche», so Raiffeisen-Anlagechef Geissbühler. Die Aktien dieser Unternehmen gälten aufgrund ihrer relativ stabilen Geschäftsentwicklung und der attraktiven und sicheren Dividendenrenditen als «Obligationen-Ersatz».

Treten auf der Stelle?

Die Frage aller Fragen bleibt: Wie lange dauert das Hoch noch an? Und ist es für Anleger ratsam, jetzt noch einzusteigen?

Damla Üsküp, Investment Manager bei Vontobel, meint dazu: «Die Chancen dürften gut stehen, dass sich der SMI dank seines defensiven Charakters relativ gut halten kann.» Er erwartet jedoch keine weiteren Kurs-Avancen, sondern eher ein Treten auf der Stelle.

Jörn Spillmann von der ZKB sagt zu den Gefahren eines Einstiegs: «Je kürzer der An­lagehorizont, desto höher ist das Risiko von Verlusten.» Dies gelte allerdings unabhängig davon, ob sich der Markt auf einem Allzeithoch befindet oder nicht.

Für Geissbühler wiederum ist klar: «Langfristig betrachtet führt weiterhin kein Weg an Aktien vorbei.» Denn wer sein Geld auf einem Sparkonto liegen lasse, verliere real jedes Jahr an Kaufkraft. Der Mann von Raiffeisen rechnet vor: «Nullzins minus Bankgebühren minus Inflation …»

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