Aktionäre gehen leer aus
Fast ein Viertel der europäischen Konzerne streicht Dividende

Nicht nur in der Schweiz, auch in Europa wird über die Verteilung der Gewinne aus dem letzten Jahr gestritten. Eine Umfrage zeigt: Bei knapp einem Viertel der europäischen Konzerne müssen die Aktionäre auf die Dividende verzichten.
Publiziert: 26.04.2020 um 10:39 Uhr
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In der Schweiz teilen die Grossbanken UBS und CS die Ausschüttung der Dividende in zwei Tranchen.
Foto: Keystone

In der Schweiz teilen die Grossbanken UBS und Credit Suisse die Auszahlung der Dividende auf, die zweite Hälfte gibt es erst im Herbst, wenn klar ist, dass die Banken mit genügend Kapital durch die Coronakrise kommen. Das machen die Banken nicht ganz freiwillig, die Finmarktaufsicht (Finma) hatte sie zuvor gerüffelt. Auch andere Schweizer verzichten teilweise auf die Ausschüttung der Gewinne aus dem noch erfolgreichen Geschäftsjahr 2019.

Damit teilen einige Schweizer Aktionäre das Schicksal zehntausender Aktionäre europäischer Unternehmen: Sie müssen sich wegen der Coronakrise in diesem Jahr mit deutlich weniger Dividende begnügen. Manche gehen sogar ganz leer aus.

Banken, Tourismus und Industrie verzichten

Fast ein Viertel, nämlich 141 der 600 Unternehmen im europäischen Aktienindex Stoxx haben einer Übersicht der DZ Bank zufolge bisher eine Streichung oder Aussetzung ihrer Gewinnausschüttung bekannt gegeben. «Eine bisher noch nicht zu beobachtende Welle von Dividendenstreichungen rollt über die Aktienmärkte», heisst es in der Analyse vom Wochenende. Die erwartete Ausschüttung im Stoxx für das Geschäftsjahr 2019 falle um 23 Prozent auf rund 310 Milliarden Euro, rechnet die DZ-Bank vor.

Überdurchschnittlich häufig fällt die Dividende demnach bei Banken, Industrieunternehmen, in der Tourismusbranche und im Einzelhandel weg. Fast zwei Drittel der europäischen Banken im Stoxx – 27 von 44 – haben die Gewinnausschüttung vorerst gestrichen. Wie in der Schweiz war auch in Europa der Druck der Aufseher gross: Sie hatten die Finanzinstitute aufgefordert, wegen des wirtschaftlichen Abschwungs ihr Geld lieber zusammenzuhalten. Relativ konstant ist der Analyse zufolge das zu erwartende Ausschüttungsvolumen in den Sektoren Gesundheit, Chemie und Telekommunikation.

Dividende als Zinsersatz

Der Chefstratege der Privatbank Merck Finck, Robert Greil, hatte Mitte April seine Einschätzung kundgetan, dass im deutschen Leitindex Dax in diesem Jahr rund ein Zehntel weniger an Dividenden ausgeschüttet werden als im Vorjahr. Greils Fazit: «Die Dividenden europäischer Konzerne eilten in den vergangenen Jahren von Rekord zu Rekord – für viele Anleger waren Dividenden in Zeiten niedriger Zinsen eine willkommene Ertragsquelle. Doch dieses Jahr gibt es für manchen Dividendenjäger ein böses Erwachen.»

Angesichts des Endes des Dividenden-Booms nach fünf Rekordjahren in Folge appelliert Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW): «Aus Sicht der DSW sollten alle die Unternehmen, die aufgrund ihres Geschäftsmodells oder aufgrund ihrer hohen Liquidität nicht Gefahr laufen, durch die Pandemie in Probleme zu kommen, an ihrem Dividendenvorschlag festhalten.» (SDA/koh)

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