AHV-Fonds-Präsident Manuel Leuthold
«Die Renten sind sicher»

Der AHV-Fonds ist in den roten Zahlen. Der neue Chef Manuel Leuthold beruhigt, die Renten seien sicher. Tatsächlich?
Publiziert: 12.02.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 22:33 Uhr
Seit sieben Wochen Präsident des AHV-Ausgleichfonds: Ex-UBS-Banker Manuel Leuthold (56).
Ulrich Rotzinger

Die fetten Jahre sind auch für die AHV vorbei. «Das Vermögen der Kasse erodiert», sagt der abgetretene Ausgleichsfonds-Präsident Marco Netzer (60).

Erstmals nach Jahrzehnten schrieb der Fonds, in dem 34 Milliarden Volksvermögen stecken, 2015 rote Zahlen, die nicht mehr kompensiert werden konnten: Die Rendite auf den Kapitalanlagen sackte auf Minus 0.77 Prozent ab nach einen Gewinn von 7.1 Prozent im Vorjahr. Der Verlust beläuft sich auf fast 300 Millionen Franken.

Die Fondsverwaltung Compensuisse spricht von «widrigen Marktverhältnissen». Darum sei das Ergebnis «schlecht ausgefallen», sagt Netzer. Gründe dafür waren die Baisse an den Aktienmärkten, die Aufhebung des Mindestkurses und die Negativzinsen.

Die Schweizerischen Nationalbank (SNB) lässt den AHV-Fonds nicht ungeschoren davonkommen: Sobald der Fonds mehr Bargeld hält als im langjährigen Durchschnitt, muss er Negativzinsen abliefern. Im 2015 waren das 3 Millionen Franken, sagt Netzer. Gleichzeitig musste man 200 Millionen Franken für die Währungsabsicherung aufwenden.

Manuel Leuthold (56), neuer Präsident des AHV-Ausgleichsfonds.
Foto: Zvg

Das Resultat 2015 liefert nur einen Vorgeschmack auf das laufende Jahr. Die Schweizer Börse verlor seit Anfang Jahr 15 Prozent. «Es wird auch für uns ein sehr holpriges Jahr mit vielen Ungewissheiten», sagt Manuel Leuthold (56) zu BLICK. Laut dem neuen Präsidenten des Ausgleichsfonds riss die Börsentalfahrt seit Jahresbeginn die Kapitalanlagen runter: «Wir sind 0.8 Prozent im Minus allein im Januar.»

Gerade die AHV hat es dringend nötig, mit ihren Anlagen Gewinn zu machen. Leuthold: «Wir können 2016 nicht davon ausgehen, dass wir Ende Jahr wieder im schwarzen Bereich sind.»

Es kann noch schlimmer kommen, wie die Grossbank UBS jüngst in einer Studie warnte. Schon in den kommenden Jahren werde ein Grossteil der heute noch in die AHV einzahlenden geburtenstarken Nachkriegsjahrgänge auf die Empfängerseite wechseln und weniger junge Personen in die Einnahmenseite eintreten. Die Folge: Eine AHV-Finanzierungslücke von 480 bis 650 Milliarden Franken – je nach Reformvariante der «Altersvorsorge 2020».

Doch der Ausgleichsfonds-Chef beruhigt: «Unsere Renten sind sicher», sagt Leuthold, der 27 Jahre in verschiedenen Funktionen für die UBS tätig war und in der Geschäftsleitung der UBS Schweiz sass. Und zuletzt während 4 Jahren bei der Privatbank Edmond de Rothschild als Chef-Verwalter wirkte. Aber ohne Reformen geht es nicht, sagt Leuthold.

Die Reform der Sozialwerke ist zwar aufgegleist, sie verspricht aber nur vorübergehend Linderung der erkrankten Altersvorsorge. Ist das wirklich kein Grund zur Beunruhigung? Es gebe nur eine politische Lösung, um die Finanzierung der Renten auch künftig zu sichern. «Ich bin überzeugt, dass der Bund die richtigen Entscheidungen trifft und eine Lösung findet», sagt Leuthold. Das Programm heisse zwar Altersvorsorge 2020, aber er hoffe, dass der Bundesrat schneller eine solide Lösung finde.

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