Umsatzrekord bei Max Havelaar
Geschäft mit dem guten Gewissen boomt

Der Detailhandel stagniert seit Jahren. Nur eine Sparte boomt: Produkte mit ethischem Mehrwert. Max Havelaar macht einen Umsatzsprung.
Publiziert: 18.05.2017 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:34 Uhr
Faire Löhne für die Eltern sind ein wichtiges Mittel gegen Kinderarbeit in armen Ländern.
Foto: Keystone
Guido Schätti

Ein Umsatzsprung von 21 Prozent! Davon wagen andere Händler nicht einmal zu träumen. Vollbracht hat ihn die Max-Havelaar-Stiftung. Letztes Jahr wurden in der Schweiz Max-Havelaar-Produkte für 621 Millionen Franken verkauft.

Das zeigt: Das Geschäft mit dem guten – oder je nach Betrachtungsweise: dem schlechten – Gewissen boomt. Wenn die Konsumenten einen ethischen Mehrwert sehen und Vertrauen in ein Label haben, greifen sie zu.

Den Umsatzsprung verdankt Max Havelaar Milchprodukten wie Glace, Desserts oder Joghurts. Deren Absatz stieg letztes Jahr um 60 Prozent auf 128 Millionen Franken.

Damit löste diese Kategorie die Bananen als meist verkauftes Produkt ab. Markant gestiegen ist auch der Verkauf von Schokolade und Trockenfrüchten mit Max-Havelaar-Siegel.

Gold boomt, Kleider verlieren

Durchzogen ist die Bilanz im Non-Food-Bereich. Der Verkauf von ethisch sauberem Gold hat sich beinahe versechsfacht. Pflanzen mit Gütesiegel wurden fast drei Mal mehr verkauft. Dagegen ist der Verkauf von Baumwollprodukten, Sportbällen und Blumen rückläufig. 

Die Stiftung garantiert den Produzenten in armen Ländern stabile Preise und faire Löhne. Dadurch werden die Kleinbauern von den Schwankungen des Marktes geschützt. Zudem erhalten sie Geld, um Schulen oder Spitäler zu finanzieren. Letztes Jahr wurde zusätzlich zu den fairen Löhnen eine Prämie von rund zehn Millionen Franken ausgeschüttet.

Dennoch erst eine Nische

Jeder Schweizer gab 75 Franken für Fairtrade-Produkte aus. Auf den Gesamtmarkt hochgerechnet, sind Max-Havelaar-Produkte damit noch immer ein Minderheitenprogramm. Ihr Umsatz macht weniger als ein Prozent des gesamten Detailhandels aus.

Das Potenzial auf Konsumentenseite ist also längst nicht ausgereizt. Die Produzenten hätten eine Steigerung bitter nötig: Nur 40 Prozent der Bauern können mehr als 40 Prozent ihrer Produkte zu Fairtrade-Bedingungen auf den Markt bringen. Den Rest müssen sie ohne Gütesiegel auf den Markt werfen.

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