Instagram, Facebook, Whatsapp und Co. sind seit jeher Gratis-Apps. In den Applikationen des Tech-Konzerns Meta selbst gibt es zwar die Möglichkeit, Geld auszugeben – um selbst Werbeanzeigen zu schalten oder Produkte im Instagram-Shop zu kaufen –, doch für den Dienst selbst muss nichts entrichtet werden. Das soll nun teilweise ein Ende haben.
Laut einem Bericht des «Wall Street Journal» hat Mark Zuckerberg, CEO von Meta, den EU-Behörden einen entsprechenden Vorschlag zur Prüfung vorgelegt. Neu sollen Nutzerinnen und Nutzer der Apps Instagram und Facebook vor die Wahl gestellt werden: Entweder sie nutzen den Dienst gratis und geben weiterhin ihre Daten für personalisierte Werbung frei, oder sie bezahlen eine monatliche Gebühr und dürfen die Dienste werbefrei nutzen.
Die «Handelszeitung» klärt die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie viel kostet das Abonnement?
Der Vorschlag, den Zuckerberg den EU-Behörden vorlegte, sieht vor, für den Dienst über den Computer 10 Euro zu berechnen. Nutzt man den Dienst aber primär über das Smartphone, ist eine Gebühr von 13 Euro fällig. Will man beide sozialen Netzwerke Facebook und Instagram werbefrei nutzen, kommen weitere 6 Euro dazu – das wäre eine monatliche Gebühr von 19 Euro für beide Meta-Dienste auf dem Smartphone. Zum Vergleich: Für das Geld bekommen User das Standard-Abo von Netflix, bei dem man auf zwei Geräten gleichzeitig Filme und Serien in Full-HD schauen kann.
Warum will Zuckerberg jetzt ein Abo-Modell einführen?
Die Strategiewende kommt nicht ohne Grund. Zuckerberg muss auf die veränderte Lage beim Datenschutz in Europa reagieren. Nicht zuletzt auch auf die Revision des Datenschutzgesetzes im September 2023. Immer mehr Gerichtsentscheide und Regulierer sehen vor, dass der Schutz von Personendaten konsequenter durchgesetzt wird. Das stellt das bisherige Geschäftsmodell von Facebook und Co. in Frage: Die Nutzung der Dienste ist für Kundinnen und Kunden gratis, sie bezahlen mit ihren eigenen Daten, welche für die Werbeindustrie für zielgerichtete Kampagnen von grossem Wert sind und die Facebook hohe Werbeerlöse in die Kassen spülen.
Gemäss Statista lagen die Werbeumsätze von Meta allein im zweiten Quartal dieses Jahres bei 31,5 Milliarden Dollar. Mit satten 14 Milliarden scheffelt der Silicon-Valley-Konzern den grössten Anteil davon in den USA und Kanada. Rund 7 Milliarden entfallen auf den europäischen Raum inklusive der Schweiz.
Wann wird das Abo-Modell eingeführt?
Es handelt sich erst einmal um einen Vorschlag, der den Behörden zur Prüfung abgelegt worden ist. Auch handelt es sich dabei um die Behörden der europäischen Union – über allfällige Vorschläge, die bei Schweizer Behörden eingegangen sind, wurde noch nicht berichtet. Da die Schweiz sich aber generell an den EU orientiert – wie beispielsweise beim Datenschutzgesetz – wäre bei Einführung der Abo-Modelle in der EU eine Übernahme in der Schweiz naheliegend.
Welche anderen Abo-Modelle gibt es für soziale Netzwerke?
Es wäre nicht der erste Versuch von Meta, mit einer monatlichen Gebühr zusätzliche Einnahmen zu erlangen. Bereits im Februar diesen Jahres gab es erste Tests in Australien und Neuseeland für das sogenannte «Meta Verified Abo». Kundinnen und Kunden können für eine monatliche Gebühr von 11,90 Dollar ein Paket kaufen, das sie auf Facebook und Instagram mit dem blauen Haken verifiziert. Der Test verlief anscheinend positiv, denn das Angebot wurde per Mitte des Jahres auf Kanada, Brasilien, Indien und die USA ausgerollt.
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Mit monatlichen Gebühren für einen blauen Haken liess auch Elon Musk von sich reden. Für den blauen Haken, der auf Twitter «echte» Personen markiert, müssen Nutzerinnen und Nutzer 8 Dollar pro Monat zahlen. Twitter Blue gilt nur für Personen, Unternehmen können sich mit dem goldigen Haken verifizieren lassen, und bald sollen auch Behörden und Regierungen einen grauen Haken erhalten.
Bei der Verifizierung der Einzelpersonen gehen die Internetgiganten unterschiedlich streng vor: Während Meta Unterlagen wie ID oder Pass einfordert, sind die Auflagen bei Twitter deutlich laxer: Der Account muss seit 30 Tagen bestehen, alle Profilangaben wie Username, Profilfoto und Bio müssen vollständig sein und der Nutzer muss ein Twitter Blue Abo (die 8 Dollar) haben.
Tatsächlich gab es bislang nur ein mit Zuckerbergs jüngsten Plänen vergleichbares Abo-Modell: Youtube Premium. Die Videoplattform, die 2006 von Google übernommen wurde, bietet für 15.90 Franken (11,99 Dollar in den USA) eine werbefreie Nutzung. Auch können zahlende Nutzerinnen und Nutzer Videos weiterhören, wenn sie die App schliessen.
Gibt es noch andere Extras beim Abo von Meta?
Dass die Musik weiterläuft, auch wenn die Youtube-App verlassen wurde, ist ein Goodie für zahlende Kundinnen und Kunden. Auch Twitter Blue bietet neben dem blauen Haken weitere Features für Zahlungswillige: Sie können Tweets bearbeiten, NFTs als Profilbilder verwenden und bekommen nur die Hälfte der Werbung ausgespielt, heisst es auf der Twitter-Blue-Informationsseite. Welche Extra-Zückerchen Zuckerberg den Abo-Kundinnen und -Kunden bieten will, ist noch unklar.