«Ab Tag eins gespürt»
Offene Grenzen reissen Loch in die Migros-Kasse

Die Grenzen sind wieder offen. Für die Schnäppchenjäger ist es eine Freude, für die Detailhändler ein Ärger. Die Migros spürt das sofort in der Kasse. Die Umsätze brechen zweistellig ein.
Publiziert: 09.07.2020 um 11:32 Uhr
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Aktualisiert: 02.02.2021 um 23:19 Uhr
Migros-Chef Fabrice-Zumbrunnen: «Wir haben den Einkaufstourismus ab Tag eins der Grenzöffnung wieder gespürt.»
Foto: Philippe Rossier
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Einige Monate waren die Grenzen dicht. Die Corona-Krise hat die Schweiz in die Zwangsisolation geführt. Die Einkaufstouristen mussten ihren Zahltag in der Migros oder im Denner lassen. Die Türen von Edeka und den anderen deutschen Händlern blieben unerreichbar.

Seit Juni sind die Shopping-Paradiese ennet der Grenze aber wieder offen für Grenzgänger. Die Migros hat das sofort in der Kasse gemerkt. «Wir haben den Einkaufstourismus ab Tag eins der Grenzöffnung wieder gespürt», sagt Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen. «Mit einer Ausnahme: Es scheint, dass die Tessiner noch keine grosse Lust haben, in Italien einzukaufen.»

Der Einbruch lag laut Aussagen von Zumbrunnen «im zweistelligen Prozentbereich». Heute seien die Verkäufe in der Migros wieder ungefähr auf dem Niveau von vor den Grenzschliessungen.

Preise werden wichtiger

«Zwischendurch hatten wir dank Corona einen stark positiven Effekt», sagt der Romand an der Spitze der Genossenschaft. «Wo sich der Einkaufstourismus einpendeln wird, ist allerdings noch nicht ganz klar, denn unsere Konkurrenten im nahen Ausland waren in den letzten Wochen preislich besonders aggressiv, da sie unter dem Ausbleiben der Schweizer Kunden sehr stark gelitten hatten.»

Zumbrunnen ist sich sicher: In Zukunft wird der Preiskampf noch wichtiger. Hintergrund ist der coronabedingte Rückgang der Wirtschaftsleistung in der Schweiz. «Die Leute sparen beim täglichen Einkauf», so der Migros-Chef. «Das passiert in jeder Rezession.»

Zumbrunnen selbst gibt das Geld aber mit beiden Händen aus. Mit dem Verkauf von Globus, Interio, Depot und dem Glatt-Zentrum hat er die Kriegskasse des Detailhändlers gefüllt. Die Einnahmen investiert er in den Gesundheitsbereich und den Online-Handel.

«Es war eine Extremsituation»

Die Migros-Tochter Digitec-Galaxus hat davon bislang profitiert. Die Logistikkapazitäten wurden zuletzt fast verdoppelt. «Jetzt ist Le Shop an der Reihe», sagt Zumbrunnen. Die Investitionen sind dringend. Le Shop hatte während des Lockdowns massive Lieferschwierigkeiten. «Wir hatten 10- bis 20-mal mehr Bestellungen als sonst», so Zumbrunnen. «Es war eine Extremsituation.»

Während des Lockdowns baute die Migros zwei improvisierte Lager auf. «Jetzt müssen wir in echte, teilautomatisierte Lager investieren, um die notwendigen Kapazitäten zu schaffen. Le Shop erzielt noch immer jede Woche zwischen 20 und 30 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr. Ich erwarte, dass das Food-Online-Geschäft weiterhin im zweistelligen Bereich wachsen wird.»

Eine Studie von dieser Woche gibt dem Migros-Chef recht. Sie schätzt, dass die Corona-Krise jeden dritten Schweizer Konsumenten dazu bewegt, zunehmend online einzukaufen. Das sind 2,2 Millionen Menschen im Land. Für die Konsumenten habe die Gesundheit Priorität – vor Bequemlichkeit, Preis und Auswahl. (ise)


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