Vor sechs Wochen packten Danijel Markovic (28) und seine Freundin Angelica (27) die Umzugskisten. Das Paar verliess seine Wohnung in der Alvierstrasse 5 in Bad Ragaz SG – der Eigentümer hatte es so gewollt. Die Sarganser Feld AG möchte den ganzen Block abbrechen und durch einen Neubau ersetzen. Allen, die bis Ende Jahr ausziehen, versprach der Vermieter viel Geld: 11 000 Franken für eine geräumte 4,5-Zimmerwohnung, 9000 Franken bei einer 3,5 Zimmer-Wohnung. Das wurde den Mietern schriftlich bestätigt. Einziger Haken: Bis Ende 2014 sollten alle ausgezogen sein – sonst würde der Anspruch von allen auf das Geld verfallen.
Schnell machten sich die Bewohner auf Wohnungssuche, überwiegend Familien mit kleinen Kindern und Senioren. Anfang Dezember war das Haus beinahe leer. Aber eben nur beinahe: Ein Alleinstehender machte keine Anstalten, seine Wohnung zu räumen. Die anderen warteten immer ungeduldiger auf das versprochene Geld.
«Wir haben dem Mann mehrmals geschrieben und erhielten keine Antwort», sagt Danijel Markovic. Seine Vermutung: Hatten die Besitzer dafür gesorgt, dass der Mieter bis ins neue Jahr bleibt – um Entschädigungen von rund 250 000 Franken zu sparen?
Markovic und die anderen wollten sich das nicht gefallen lassen. Sie schalteten eine Treuhänderin ein, organisierten eine Mieterversammlung. Doch die Verwaltung kümmerte das nicht – stets hiess es: Der Nachbar hat noch nicht gekündigt.
Die Wende kam erst, als SonntagsBlick zu recherchieren begann: «Der letzte Mieter übergibt uns am 18. Dezember seine Wohnung, damit ist der Vertrag erfüllt und die ehemaligen Mieter bekommen ihr Geld», sagt Patrizia Wachter von der Liegenschaftsverwaltung Prefera AG.
Danijel Markovic und seine Freundin Angelica sind überglücklich. Heute Sonntag treffen sie ihre ehemaligen Nachbarn an der Mieterversammlung. Ihr Plan: auf den Geldsegen anzustossen.