Die Schweiz pumpt. Noch nie haben so viele Menschen im Land in Fitnesscentern trainiert. Experten schätzen die Zahl auf 750'000. Oder anders: Fast jeder Zehnte schwitzt regelmässig in einem der rund 900 Studios. Früher stählten vor allem junge Männer ihre Körper in den Muckibuden.
Heute setzen sich auch Hausfrauen nach dem Wocheneinkauf noch an die Geräte. Fitnesstraining ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Der Altersdurchschnitt beträgt knapp 43 Jahre. Jeder Vierte ist unter 30.
Coop und Migros ziehen mit
Kein Wunder, riechen viele den grossen Reibach. Claude Ammann (49), Präsident des Branchenverbands SFGV, schätzt den Umsatz aller Studios auf knapp eine Milliarde Franken.
Jetzt wollen auch Firmen, die bisher nicht viel mit der Branche zu tun hatten, ihren Teil vom Fitnesskuchen. Konkret: Coop, bis vor kurzem noch ein Sportmuffel, hat letzten Frühling die Kette Update Fitness übernommen und baut deren Filialnetz schnell aus. Bald soll es Update an über 35 Standorten geben. 2015 waren es noch 14.
Und auch die Migros pumpt mächtig Geld in ihre Fitnesssparte: 2015 betrieb sie 65 Anlagen, bald sind es 103. Damit ist Migros der mit Abstand grösste Anbieter.
DJ legt im Fitnessstudio auf
«Es gibt eine enorme Überkapazität im Markt», sagt Paul Eigenmann (69), Inhaber von Qualicert, einem Prüfinstitut für Fitnesscenter. «Es wird zu einer Bereinigung im Markt kommen. Die grossen Ketten können es verkraften, wenn eine Filiale nicht gut läuft. Für unabhängige Anbieter wird es aber hart.» Wie im Detailhandel würden die Grossen die Kleinen fressen. «Die Konkurrenz ist riesig, die Margen schrumpfen.»
Ist der Pump-Boom also am Ende? Das Wachstum dürfte sich verlangsamen, ein Absturz ist aber unwahrscheinlich. «Krafttraining hat vor allem bei den Alten noch grosses Potenzial», sagt Eigenmann.
Der internationale Branchenleader kommt
Die Schweiz ist ein attraktiver Markt – auch für internationale Player. BLICK weiss: Im Sommer kommt mit McFit der grösste Anbieter der Welt in die Schweiz. Unter dem Namen John Reed Fitness bietet er in den Grossstädten eine Mischung aus Fitnesscenter und Musikclub an. Während die Kunden schwitzen, legt gleich neben ihnen ein DJ harte Beats auf. Die Betreiberin bestätigt die Pläne für den Markteintritt, gibt aber keine weiteren Details bekannt.