Früher war die Schweiz ein Mekka für Tanktouristen. Fast 500 Millionen Liter Benzin kauften Autofahrer aus den grenznahen Ausland bei uns ein. Das war 2008. Doch das Blatt hat sich gewendet. «Es gibt heute beim Benzin keinen Tanktourismus mehr», sagt Roland Bilang, Geschäftsführer der Erdöl-Vereinigung.
Schuld an dieser Entwicklung ist der Frankenschock vom Januar 2015. Auf einen Schlag wurde der Sprit für Tanktouristen 25 Rappen teurer. Die Fahrt aus Deutschland und Frankreich für einen vollen Tank lohnte sich fortan nicht mehr. Aber bereits in den Jahren zuvor nahm der Tanktourismus ständig ab. Konkrete Gründe dafür nennt man bei der Erdöl-Vereinigung nicht.
Komplett umgekehrt hat sich das Bild beim Diesel. 2008 kauften Ausländer bei uns noch 75 Millionen Liter ein. Heute fahren Schweizer über die Grenze, um günstig ihre Selbstzünder aufzutanken. 90 Millionen Liter Diesel haben die Schweizer letztes Jahr im Ausland getankt. Das geht aus einer Studie von der Erdöl-Vereinigung hervor.
Tankstellenbetreiber unter Druck
Darunter leiden die Tankstellenbetreiber. «In der Grenzregion ist es dramatisch. Da verliert eine einzelne Tankstelle durchaus bis zu 60 Prozent. Wir mussten sogar einen Shop zumachen», sagte Oel-Pool-Geschäftsführer Ramon Werner jüngst. Das Unternehmen betreibt in der Deutschschweiz Günstig-Tankstellen unter dem Namen Ruedi Rüssel.
Auch der Staat gehört zu den Verlierern. Denn ohne die Tanktouristen fliessen 460 Millionen Franken weniger in die Bundeskasse als noch vor acht Jahren, schreiben die Verfasser der Studie. Für die Zukunft ist Bilang wenig optimistisch: «Der Konsum im Inland wird weiter zurück gehen.»