Das Minus habe sich auf 3.57 Milliarden Euro belaufen, teilte das Unternehmen des mächtigen Banker-Clans Espírito Santo am späten Mittwochabend in Lissabon mit. Es ist laut Medien der höchste Fehlbetrag in der Geschichte der portugiesischen Finanzwirtschaft.
Der Rekordverlust sei auf «ausserordentliche Faktoren» zurückzuführen, hiess es. Allein die Wertminderungen und die Rückstellungen für Schadensmöglichkeiten hätten mit 4.25 Milliarden Euro zu Buche geschlagen.
Damit hat die Bank nach eigenen Angaben nur noch eine Kernkapitalquote (Tier 1) von fünf Prozent statt der vorgeschriebenen sieben Prozent. Bankchef Vítor Bento bezeichnete eine Kapitalerhöhung als notwendig.
BES-Aktienkurs auf historischem Tiefstand
Eine für Donnerstag anberaumte ausserordentliche Generalversammlung der BES war erst am Dienstag inmitten von Gerüchten über Rekordverluste kurzfristig abgesagt worden.
Als Grund wurde unter anderem angegeben, dass ein Antrag des Hauptaktionärs der wichtigsten Privatbank Portugals, der Espírito Santo Financial Group (ESFG), auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens vom Handelsgericht in Luxemburg angenommen worden sei.
Zwei weitere Töchter der Gruppe Espírito Santo, die Investmentgesellschaft RioForte und die Espírito Santo International (ESI), hatten ebenfalls Insolvenz angemeldet.
Der BSE-Aktienkurs, der in den vergangenen Wochen im Zuge der Probleme bereits um mehr als 60 Prozent nachgegeben hatte, brach am Mittwoch um weitere 10.5 Prozent auf den historischen Tiefststand von 0.35 Euro ein.
Auf der Aktionärs-Generalversammlung der BES sollte die neue Führung abgesegnet werden. Auf Druck der Zentralbank, die das Institut von den Problemen der Gruppe Espírito Santo abschirmen wollte, war der Ökonom Vítor Bento zum Nachfolger von Ricardo Espírito Santo Salgado ernannt worden. Dieser hatte 22 Jahre an der BES-Spitze gestanden.
Ermittlungen gegen ehemaligen BES-Chef
Ende Mai waren Unregelmässigkeiten bei der Dach-Holding Espírito Santo International (ESI) bekannt geworden. Sie soll Verluste in Höhe von 1.3 Milliarden Euro verschleiert haben.
Zudem hatte die portugiesische Justiz Ermittlungen gegen den früheren BES-Chef und Firmenpatriarchen Salgado wegen des Verdachts auf Betrug, Vertrauensmissbrauch, Fälschung und Geldwäsche ein.
Die Enthüllungen rund um das Familien-Imperium Espírito Santo lösten in Portugal Zweifel an der Zahlungsfähigkeit der BES aus. Auch andere Banken und der Staat bekamen die tiefe Vertrauenskrise zu spüren. (gr/SDA)