Die AHV schreibt rote Zahlen. Ende August hat der Bundesrat seine neusten Reformpläne präsentiert. Unter anderem soll das Rentenalter für Frauen auf 65 Jahre erhöht werden.
Es ist nicht der erste AHV-Sanierungsvorschlag – und wird auch nicht der letzte bleiben. Kaum je auf dem Radar steht dabei aber die Frage, was die Verwaltung des AHV-Vermögens kostet und ob es da Sparpotenzial gäbe. SonntagsBlick hat die Jahresberichte der öffentlich-rechtlichen Anstalt Compenswiss, die für die Verwaltung des AHV-Fonds verantwortlich ist, unter die Lupe genommen. Die Analyse zeigt: Compenswiss ist in den vergangenen zehn Jahren stark gewachsen. Die Anzahl Vollzeitstellen hat sich in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt (von 24,7 auf 54,3), der Personalaufwand beinahe verdreifacht (von 5,2 auf 14,3 Millionen Franken). 2008 schlug eine Vollzeitstelle bei Compenswiss im Schnitt mit 210'000 Franken pro Jahr zu Buche. 2018 betrug dieser Wert 263'000 Franken.
Andere Institutionen zahlen weniger Lohn
Eine stolze Zahl – insbesondere im Vergleich mit anderen bundesnahen Institutionen. Bei der Bundesverwaltung (154'000 Franken), bei der Pensionskasse des Bundes Publica (171'000 Franken) sowie bei der Schweizerischen Nationalbank (206'000 Franken) sind die durchschnittlichen Personalkosten pro Jahr und Vollzeitstelle deutlich tiefer.
Und selbst die Schweizer Grossbanken – berühmt-berüchtigt für hohe Löhne und Boni – geben im Schnitt weniger aus für ihre Mitarbeiter als Compenswiss. Bei der Credit Suisse belief sich der Personalaufwand pro Kopf 2018 auf 211'000, bei der UBS auf 241'000 Franken.
SonntagsBlick wollte von Compenswiss-Direktor Eric Breval (56) wissen: Wie kommt das? Lassen es sich die AHV-Verwalter auf Kosten der Allgemeinheit gut gehen?
Die Compenswiss-Medienstelle wehrt sich gegen den Vorwurf und den Vergleich mit anderen Institutionen und Unternehmen: «Die Zahlen zum Personalaufwand setzen sich sehr unterschiedlich zusammen und können nicht direkt miteinander verglichen werden.»
Bei Compenswiss sei unter Personalaufwand «nahezu alles» enthalten, was mit Personal zu tun habe. Dazu gehörten zum Beispiel die Sozialabgaben, aber auch Ausbildungskosten, externe HR-Unterstützung sowie Rekrutierungskosten.
Hinzu komme, dass Compenswiss eine sehr flache Struktur aufweise und der administrative Bereich, insbesondere im Vergleich zu anderen bundesnahen Unternehmen, klein sei. «Compenswiss beschäftigt überwiegend Fachspezialisten und nur ganz wenige Hilfskräfte», schreibt die Medienstelle.
Anstieg von innert zehn Jahren
Die Erklärung mit der unterschiedlichen Struktur ist nachvollziehbar. Das Argument der unterschiedlichen Erfassung der Personalkosten entpuppt sich aber als nichtig. Eine Umfrage bei Bundesverwaltung, Publica, Nationalbank, CS und UBS zeigt: Dort werden unter Personalaufwand die gleichen Kosten erfasst wie bei Compenswiss.
Unabhängig vom Vergleich mit anderen Institutionen stellt sich zudem die Frage, wieso der durchschnittliche Personalaufwand pro Kopf bei Compenswiss innert zehn Jahren um 25 Prozent angestiegen ist.
Diesbezüglich verweist Compenswiss auf die «schrittweise Internalisierung der Vermögensverwaltung», die 2004 beschlossen worden sei. «Dies führte dazu, dass über die Jahre insbesondere Mitarbeiter im Bereich des Asset Managements eingestellt wurden.» Das Personal von Compenswiss bestehe mittlerweile grösstenteils aus Asset Managern im Front Office und aus weiteren Fachspezialisten im Bereich der Vermögensverwaltung. Mit anderen Worten: aus Leuten, die für ihre Arbeit viel Geld verlangen.