Der gefallene UBS-Präsident Marcel Ospel (58) erhält nach seinem Abgang eine Gesamtentschädigung in der Höhe von 22 Millionen Franken. Das hat BLICK aus zuverlässiger Quelle im Umfeld der Bank erfahren.
Auf Anfrage reagiert die UBS vorsichtig. «Jede Zahl ist Spekulation», sagt Kommunikationschef Michael Willi. Eine wenig überzeugende Stellungnahme – angesichts der Tragweite des Themas.
Und weiter: «Über die Kompensation von Marcel Ospel wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.»
Wirklich? Dass noch nicht klar sein soll, wie viel Geld fliesst, widerspricht der Praxis in solchen Situationen. Denn beim Abgang eines Topmanagers wird in der Regel jedes Detail vertraglich geregelt. Und zwar vor dem Rücktritt. Erst wenn beide Parteien den Vertrag über die Abgangsmodalitäten unterschrieben haben, wird nach aussen kommuniziert.
Wie sich der Betrag von 22 Millionen zusammensetzt, bleibt vorerst im Dunkeln. Ospel wird an der Generalversammlung am 23. April in Basel seinen letzten Auftritt haben – und damit auch seinen letzten Arbeitstag. Doch auch an diesem Tag sind von der Bank keine Fakten zum brisanten Thema zu erwarten. Über Ospels letztes Gehalt will die UBS offiziell im Geschäftsbericht 2008 informieren. Und der erscheint erst im März 2009!
Der Erklärungsbedarf ist riesig. Schliesslich trägt Ospel die Hauptverantwortung für das 40-Milliarden-Debakel. Da stösst jeder zusätzlich bezahlte Franken nur noch auf Unverständnis.
Arbeitsverträge mit Topmanagern sehen in der Regel eine Kündigungsfrist von 12 Monaten vor. Während dieser Zeit werden Lohn und Bonus weiterhin bezahlt – auch wenn die Person gar nicht mehr für das Unternehmen arbeitet.
Damit lässt sich die hohe Summe nicht erklären. Denn Ospels Grundlohn beträgt gut 2 Millionen, und mit üppigen Boni ist 2008 nicht zu rechnen – selbst wenn es keine weiteren Verluste absetzt.
Deshalb ist davon auszugehen, dass in den 22 Millionen beträchtliche Pensionskassenvergütungen und ähnliche Zahlungen enthalten sind. Zudem könnte Ospel geltend gemacht haben, dass er im Sommer 2007 habe zurücktreten wollen, aber vom Verwaltungsrat gebeten worden sei, weiterzumachen. Und zwar für mindestens drei Jahre.
Die Abfindung passt in die Reihe von Ospels bisheriger Entschädigung. Ab dem Jahr 2000 legte er seinen Lohn offen – als erster Topmanager überhaupt. Die 18,7 Millionen Franken waren damals für die Schweiz eine schier unglaubliche Zahl. Ein Skandal – und ein Tabubruch. Seither wurde dieser Lohn immer wieder übertroffen. Nicht nur von Ospel selbst.
In der Spitze kassierte der Banker 26 Millionen. Für das Horror-Jahr 2007 gab es doch noch 2,5 Millionen. Über die letzten acht Jahre summieren sich Ospels Bezüge auf über 135 Millionen Franken. Die Abfindung nicht eingerechnet.