1 Millimeter zu klein!
Aargauer Bauer verzweifelt – Grossverteiler wollen seine Chriesi nicht

Ein Landwirt aus Bözberg AG kämpft mit zu kleinen Kirschen. Die Früchte sind aromatisch, aber für Grossverteiler ungeeignet, weil sie keine 24 Millimeter Durchmesser haben. Wegschmeissen will er sie aber nicht. Und verkauft sie nun ab Hof.
Publiziert: 11:49 Uhr
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Aktualisiert: 14:51 Uhr
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Kirschen, die keine 24 Millimeter Durchmesser haben, werden von Grossverteilern nicht verkauft.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Bauer Fritz Hegg kann seine Kirschen nicht verkaufen, weil sie zu klein sind
  • Grossverteiler akzeptieren nur Kirschen mit mindestens 24 Millimeter Durchmesser
  • Hegg verkauft nun 6000 bis 7000 Kilo Kirschen direkt ab Hof für 5 Franken/Kilo
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Bauer Fritz Hegg (56) aus Bözberg AG ist verzweifelt. Er bringt seine reifen Chriesi nicht los. Der Grund: Die Früchte sind einen bis zwei Millimeter zu klein! «Es schmerzt mich, diese feinen Kirschen einfach hängenzulassen. Sie sind dieses Jahr besonders aromatisch», sagt Hegg der «Aargauer Zeitung».

Grossverteiler nehmen Kirschen nur ab, wenn sie einen Mindestdurchmesser von 24 Millimeter haben. Jährlich erntet der Landwirt 6000 bis 7000 Kilo. Doch der Aufwand, jede einzelne Frucht mit einer Lochscheibe zu prüfen, übersteigt seine Möglichkeiten. «Wenn eine zu kleine Kirsche durchrutscht, lehnt der Abnehmer die ganze Lieferung ab – dieses Risiko gehe ich nicht ein», sagt er.

Bäume tragen viele Früchte

Warum die Kirschen dieses Jahr kleiner sind als sonst, kann er sich auch nicht erklären. Er habe die Bäume gedüngt und geschnitten wie immer. «Es kann höchstens am Wetter liegen, das im Mai recht feucht war», vermutet Bauer Hegg. Zudem würden die Bäume viele Früchte tragen. So könnten sie weniger Kraft in die einzelnen Früchte investieren.

Was macht er nun mit all den süssen Früchten? Wegschmeissen kommt für Hegg nicht in Frage. «Wir sind einfach nur froh, wenn die Früchte jemandem Freude machen und wir sie nicht vernichten müssen», sagt er der «Aargauer Zeitung». Deshalb verkauft er die reifen Früchte nun ab Hof. Kundinnen und Kunden können die Chriesi direkt ab Baum pflücken – für 5 Franken das Kilo.

Knatsch wegen krummen Rüebli

Die Launen der Natur stehen den strengen Vorgaben immer wieder mal im Weg. Zuletzt sorgten krumme Rüebli für Schlagzeilen und erboste Kommentare in der Blick-Community. Von 18 Tonnen Rüebli, die der Demeter-Betrieb Gut Rheinau im Kanton Zürich verkaufen wollte, erhielt er 13 Tonnen zurück – wegen Mängeln. 

Die Vorschriften sind streng – und zuweilen kaum nachvollziehbar. Unerwünscht sind bei Rüebli beispielsweise krumme, verfärbte oder gebrochene Exemplare. Auch Karotten mit einem Gewicht von weniger als 40 Gramm oder zu vielen grünen oder blau-roten Köpfen sind untauglich. Gewisse Ansprüche lassen Interpretationsspielraum übrig. So müssen die Karotten «gesund» sein.

Immerhin: Bei den krummen Rüebli gabs ein Happy End. Ein Teil der 13 Tonnen konnte über eine Anti-Foodwaste-Organisation doch noch verkauft werden. Der Rest wurde Tieren verfüttert.

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