Im bisherigen Rekordjahr 2015 schlugen in der Schweiz 90'911 sogenannte Erdblitze ein. Dieses Jahr sind es bereits 77'195. Damit dürfte der Blitzrekord noch im Spätsommer eingestellt werden, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet.
Keine andere Gegend der Schweiz wird so oft von Gewittern, Hagelschauern und Blitzen getroffen wie das Tessin. «Allein im Sottoceneri, im südlichen Teil des Kantons, gibt es jedes Jahr zwischen 10'000 und 25'000 Blitze, die den Erdboden erreichen», zitiert die Zeitung Luca Nisi vom nationalen Wetterdienst Meteo in Locarno.
Im Tessin zwingen Berge die heraufziehenden Gewitterwolken wie ein Trichter in die Region zwischen Locarno und Lugano. Die Blitzdichte im Kanton ist so hoch, dass die Einschlagsorte auf den Karten von Meteo Schweiz die Konturen der Tessiner Haupttäler nachzeichnen, die seltener als die Berge getroffen werden.
(Noch) kein Einfluss von Klimawandel erkennbar
In der Deutschschweiz gibt es nur zwei Orte mit vergleichbar hoher Blitzaktivität: der Säntis und die Rigi - beides Berge, auf denen grosse Antennen die Blitze anziehen.
Einen auf die Klimaerwärmung zurückzuführenden Trend zu mehr Blitzen zeigt die Statistik bisher jedoch nicht, so Nisi, Meteorologe und Spezialist für Blitze und Gewitter: «Die Schwankungen sind sehr gross, weil die Anzahl der Blitze von den in einem Jahr dominierenden Grosswetterlagen und der Anzahl der Gewitter abhängt.»
Erfasst werden die Blitze vom europäischen Messnetz Euclid. 164 Antennen sind über den ganzen Kontinent von Sizilien bis Nordnorwegen verteilt, deren Sensoren Blitze an den elektromagnetischen Wellen erkennen, die diese aussenden.
Weniger Opfer, Schäden dagegen konstant
Von 2006 bis 2017 starben in der Schweiz nur zwei Menschen durch einen direkten Blitz. Noch Mitte des letzten Jahrhunderts waren es bis zu zehn Todesopfer pro Jahr. Menschen arbeiten heute weniger im Freien, auch ist die medizinische Notfallversorgung besser geworden.
Die Schäden an Gebäuden sind dagegen nicht rückläufig, sondern schwanken von Jahr zu Jahr. Gestützt auf Daten der kantonalen Gebäudeversicherungen belaufen sich Schäden schweizweit auf durchschnittlich 15 Millionen Franken pro Jahr. (kes)