Dass der passionierte Hochwildjäger für den Saisonhöhepunkt bestens gewappnet ist, bewies er beim letzten Formtest auf der Schwägalp: Dort konnte er erst im Schlussgang vom regierenden Schwingerkönig Jörg Abderhalden gestoppt werden.
Dabei begann die Saison für den gelernten Schreiner alles andere als vielversprechend: nach einer Rippenverletzung im April musste er fünf Wochen pausieren.
Doch diese Pause hatte für den Routinier auch etwas Gutes: So konnte Fausch mehr Zeit mit seinen beiden Frauen verbringen. Im vergangenen Dezember schenkte ihm seine Gattin Madlaina ein kerngesundes Töchterchen namens Fiona.
«Ich konnte in dieser Verletzungspause bei den beiden unheimlich viel Kraft tanken. Weil unsere Kleine vom ersten Tag an den gleich tiefen Schlaf wie ich hatte, war das Ganze auch noch sehr entspannend…»
Frau Madlaina ist als ambitionierte Mountainbikerin aber auch durchaus in der Lage, ihren Mann im Ausdauertraining aus den Reserven zu locken: «Wir haben denselben Konditionstrainer und machen wirklich sehr viel zusammen. Ich konnte von den Mountainbikern einige Trainingselemente übernehmen, von denen andere Schwinger nichts wissen und die mich weiterbringen.»
Doch Fauschs vielleicht wichtigster Trumpf ist seine Seelenruhe. Und weil er nie in Hektik verfällt, entscheidet er sehr viele Kämpfe kurz vor dem Ende.
Sein wichtigster Mentaltrainer ist neben Frau und Kind die Natur: «Wenn ich meine Batterien aufladen will, brauche ich mich nur an einem schönen Plätzchen hinzusetzen, wo ich den Vögeln beim Zwitschern zuhören kann.»
Das tut er vor allem dann, wenn er sich im Herbst in seinen geliebten Bündner Bergen auf die Jagd nach Hirschen macht. Vor drei Jahren lief ihm ein besonders prächtiges Tier vor die Flinte. Damals erlegte er einen 12-Ender.
Sollte ihm am kommenden Wochenende im Aarauer Sägemehl der königliche Plattschuss gelingen, wäre das gleich in zweifacher Hinsicht eine Premiere: Er wäre nicht nur der erste Bündner, der auf dem Thron des Schwingerkönigs Platz nehmen würde, sondern auch der erste über 30-Jährige. Auf seine Chancen angesprochen, sagt Stefan Fausch trocken: «Wir werden sehen.»
Einer wie Stefan Fausch gibt seine Antworten eben am liebsten auf dem Platz.