Fast hätte es gereicht für den ganz grossen Coup. Marina Gilardoni führt an der Skeleton-WM in Altenberg nach drei von vier Läufen souverän. 66 Hundertstel gross ist ihr Vorsprung auf Tina Hemann (De). Doch in letzter Sekunde schnappt ihr die Deutsche Gold noch weg.
Hermann setzt als zweitletzte Starterin gehörig Druck auf, brennt einen neuen Bahnrekord in den Eiskanal. Gilardoni startet dann zwar gut, baut den Vorsprung aus. Doch je näher sie zum Ziel kommt, desto mehr schmilzt der Vorsprung dahin. Im Ziel sind es dann 22 Hundertstel Rückstand. Bitter!
Doch Silber ist vier Tage vor ihrem 33. Geburtstag halt das zweitschönste Geschenk. WM-Silber ist das grosse Highlight in der Karriere der St. Gallerin.
Mit EM-Silber starke Form gezeigt
Dass die Form stimmt, hat Gilardoni schon vor zwei Wochen bewiesen. Im lettischen Sigulda raste sie durch den Eiskanal zu EM-Silber. Dass sie in Altenberg nun aber so dominiert, damit durfte keine rechnen. Gold ist eine Sensation.
Seit 11 Jahren gab es an Skeleton-Weltmeisterschaften kein Schweizer Edelmetall mehr. 2009 holte Gregor Stähli seinen letzten von drei WM-Titeln. Maya Pedersen war 2005 die letzte Schweizer Weltmeisterin, holte 2007 noch Silber.
Gilardoni und die Sucht nach Adrenalin
Gilardoni bezeichnet sich als «Adrenalin-Junkie». Kopf voran den Eiskanal hinunter stürzt sie sich seit 2010, nachdem sie sich vorher in der Leichtathletik und im Bob versucht hatte.
Erstmals deutete sie ihr grosses Können in der Saison 2016 an. Viermal stand sie damals auf dem Podest, holte EM-Bronze. Und sie war auch ein erstes Mal nah dran an einer WM-Medaille mit dem 4. Platz in Innsbruck (Ö).
In den Folgejahren machten ihr Muskelfaserrisse oder Probleme mit den Bandscheiben das Leben schwer. Gilardoni war dadurch auch verunsichert, die starken Resultate blieben aus. Bis jetzt. (sme)