Ist die Erfindung von Simon Ammann zu gefährlich?
Der Wunderbindung droht das Aus!

Der gebogene Bindungsstab ist die grösste Skisprung-Evolution seit dem V-Stil. Für die einen ein Fluch, für die anderen ein Segen.
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Von Hans-Peter Hildbrand aus Klingenthal

Mit dem Schanzenrekord von 145 Metern hat Simon Ammann am Dienstag in der Quali zum Weltcup-Springen in Klingenthal (D) die Konkurrenz geschockt. Für den Wettkampf am Mittwochabend (18.00 Uhr, ARD, live) ist der Schweizer der Topfavorit.

In Klingenthal begann übrigens vor genau einem Jahr das Kapitel um die damals neue Wunder-Bindung von Simi, die noch immer die Gemüter beschäftigt. Rückblende: Der Starter in Klingenthal hat es vor einem Jahr nur gut gemeint. Er warnt Simon: «Pass auf – deine Bindung ist kaputt.» Simon lächelt und fliegt mit dem gebogenen Stab zum ersten von sieben Siegen in Serie.

«Die Konkurrenz hat das wohl zur Kenntnis genommen», erinnert sich FIS-Materialchef Sepp Gratzer (Ö). «Aber Gedanken machte sich keiner.» Bis Simon an den Olympischen Spielen in Vancouver Gold auf der Normalschanze holt. Die Österreicher laufen Amok. Ihr Chef Toni Innauer setzt ein Ultimatum. «Ammann bekommt die Chance, sich eines Protests zu entziehen, indem er auf das alte Material auf der Grossschanze umsteigt.» Simon bleibt stur, fliegt zur zweiten Goldmedaille.

Ist der Bindungsstab schuld an Stürzen?

Die Konkurrenz hat im Sommer nachgerüstet. Jetzt gibt es sechs verschiedene Bindungsmodelle dieser Art. Mit Nachteilen: In der Luft reagiert sie anfälliger auf Windstösse. Und bei Stürzen kann es übel zugehen.

Bei David Zauner (Ö) und Ville Larinto (Fi) rissen diese Saison die Kreuzbänder, Adam Malysz (Pol) brach sich das Handgelenk. Einige Experten sind sich einig, dass bei Stürzen nach der Landung die neue Bindung gefährlicher ist – weil der Schuh sich nicht vom Ski löst.

Genau das passierte Larinto. Nach seinem Sturz blieben die Schuhe in der Stabbindung hinten und vorne fixiert. Durch die Hebelwirkung der langen Latten verdrehte es dem Finnen das Knie.

Simon Ammann sagt dazu: «Wir haben den Medartis-Stab getestet. Meine Bindung löst bei einem Sturz aus.» Im Mai wird der FIS-Kongress über den gebogenen Bindungsstab richten.

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