Die Frauen heben im Skispringen seit der Jahrtausendwende ab, zu ganz grossen Sprüngen ansetzen dürfen sie aber immer noch nicht. Obwohl viele wollen! Im neuen Skisprung-Kalender für den kommenden Winter fehlen bei den Frauen die mächtigen Schanzen.
Das norwegische Lager kocht: «Ich habe Ansichten aus der Steinzeit gehört», schimpft Clas Brede Brathen, Leiter der Skisprungabteilung im norwegischen Skiverband. So zitiert ihn die norwegische Zeitung «Verdens Gang» nach der Konferenz zum neuen Weltcup-Kalender.
Ähnlich tönt es bei der Überfliegerin im Skispringen, Maren Lundby (25). Die Gesamtweltcup-Seriensiegerin und Olympiasiegerin von 2018 ist enttäuscht: «Da haben Leute entschieden, die keine Ahnung haben», sagt sie im «Dagbladet».
Auf die Normalschanzen, wo Weiten um die 100 Meter möglich sind, und auf die Grossschanzen, wo die Besten um die 140 Meter springen, dürfen die Frauen. In den Genuss der vier zugelassenen Monster-Schanzen in Bad Mitterndorf (Ö), Oberstdorf (D), Planica (Sln) und Vikersund (No) kommen nur die Männer. Warum bleiben den Frauen die 250-Meter-Flüge verwehrt?
«Es ist eine Frage der Zeit»
Die einfache Erklärung: Verletzungsgefahr! Der deutsche Ski-Verband stützt das Frauen-Verbot für die Flugschanzen: «15 bis 20 Springerinnen wären dazu auch jetzt schon in der Lage», sagt Sportdirektor Horst Hüttel gegenüber dem «SID». Für weniger gute Athletinnen seien die ganz grossen Sprünge aber noch zu gefährlich.
Allerdings bleibt das nicht für immer so. Hüttel fügt an: «Es ist definitiv nur eine Frage der Zeit, bis auch die Damen skifliegen werden.»
Und vielleicht besteht noch ein Funke Hoffnung bei Lundby & Co, dass sie bereits im kommenden Winter einen Viertelkilometer durch die Lüfte segeln. Das Skisprung-Programm wird erst am 15. Mai definitiv abgesegnet. (str)