Freestyle-Star Gremaud über ihr Kopfkarussell, ihre Freundin, und Olympia
«Damals war ich voll im Loch»

Sie hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Und sie hat die Schattenseiten des Erfolgs gespürt. Freeskierin Mathilde Gremaud lanciert den Olympiawinter mit einem Film über ihr Leben, ihr Training und ihre intimsten Gedanken.
Publiziert: 14:54 Uhr
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Ein Bergkind in der Grossstadt. Freeskierin Mathilde Gremaud wagt für ihre Filmpremiere einen Ausflug nach Zürich.
Foto: David Biedert

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Nadine Gerber
Schweizer Illustrierte

Ihre Heimat sind die Berge und der Schnee. In Grossstädten ist Mathilde Gremaud (25) selten unterwegs. Für einmal macht die Freeskierin eine Ausnahme – für die Präsentation ihres Red-Bull-Films «She Who Flies» ist sie nach Zürich gereist. Mit dabei ist Gremauds Partnerin, die österreichische Downhillbikerin Valentina Höll (23). Zusammen geniessen sie bei bestem Wetter einen Spaziergang durch die Limmatstadt.

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Blick+ Nutzer haben exklusiv Zugriff im Rahmen ihres Abonnements. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

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«Mir geht es gut», erzählt Mathilde Gremaud. «Tausendmal besser als im Frühling 2024. Damals war ich voll in einem Loch.» Sie fühle sich heute viel ruhiger, auch ihr Kopfkarussell habe sie unter Kontrolle. «Damals dachte ich beim Autofahren die ganze Zeit nach. Heute schaue ich mal nach zwei Stunden auf die Uhr und realisiere, dass ich gar nichts überlegt habe.»

Mathilde Gremaud (r.) mit ihrer Partnerin Valentina Höll. Die Österreicherin ist Downhillbikerin und seit zwei Jahren Mathildes Freundin.
Foto: David Biedert

Woran das festzumachen ist, kann die Weltmeisterin nicht sagen. Es habe einfach Zeit gebraucht. Heute geniesst sie ihre ruhigen Momente. In den Sommermonaten konnte sich Gremaud erholen – mit einer Kollegin machte sie auf Sardinien Campingurlaub. Und mit ihrer Familie fuhr sie für eine Woche nach Spanien, um die Hochzeit ihrer Cousine zu feiern. «Ich konnte das geniessen, es hat mir gutgetan.»

Zudem hat sie die Wettkämpfe ihrer Partnerin Vali mitverfolgt. «Und natürlich habe ich viel trainiert – anders als früher. Ich habe mega coole Sachen ausprobiert», erzählt sie mit leuchtenden Augen. Zum Beispiel hat sie ihr Hobby, Biken, zu einem wichtigen Trainingselement gemacht – mit einem konkreten Plan.

«Ich machte auch viel mehr Outdoortrainings, etwa Sprints in einem Stadion oder Joggen.» Sie merke, dass ihre Fitness noch besser geworden sei. Mitte Juli ging das Training mit dem Team wieder los, inzwischen konnte die Freiburgerin auch ein paar Sprünge in den Schnee zaubern. Einige neue Elemente möchte sie am liebsten gleich in einem Wettkampf zeigen. «Es ist gut möglich, dass ich im Ernstkampf einen neuen Trick präsentiere. Wenn man am Start steht, pusht einen diese Möglichkeit. Im Training ist es manchmal schwierig, die Komfortzone zu verlassen. Im Wettkampf habe ich mehr Fokus. Es geht nicht nur darum, den Trick zu üben.»

Die Beste der Besten: Gremaud ist Olympiasiegerin, Weltmeisterin und hat in der Saison 2023/24 drei Weltcupkugeln gewonnen!
Foto: Daniel Loosli / The Red Bulletin
Stunts sind ihre Spezialität. Mathilde Gremaud für einmal nicht im Schnee, sondern auf dem Geländer der Zürcher Hardbrücke.
Foto: David Biedert
Mathilde und Valentina geniessen den Blick über Zürich. Normalerweise sind die Frauen in den Bergen und in der Natur unterwegs.
Foto: David Biedert
Bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking holt Gremaud Gold im Slopestyle.
Foto: keystone-sda.ch

«Ich möchte niemandem etwas aufzwingen»

Über ihren Traum vom Fliegen erzählt Mathilde Gremaud in ihrem Film «She Who Flies». In der vergangenen Saison wurde sie von einer Filmcrew begleitet. Das Ergebnis ist Teil des «Olympic Release» von Red Bull. Spektakuläre Sprünge, gepaart mit sehr persönlichen Gedanken – Gremaud gewährt einen tiefen Einblick in ihr Leben. «Für mich kam dabei heraus, dass ich mich im richtigen Moment am richtigen Ort fühlen muss, danach suche ich», erklärt sie.

Es gebe aber nicht eine einzige Message, die sie weitergeben wolle. «Jeder soll seine eigene Message finden, sich inspirieren lassen. Ich möchte niemandem etwas aufzwingen.» Die Arbeit am Film sei für sie wie eine Therapie gewesen. «Ich habe keine Idole, es gibt viele Menschen, die ich cool finde. Von jedem nehme ich etwas mit und baue mir so meine Vorbilder. So sollen es auch die machen, die den Film sehen.»

So lernte Gremaud ihre Freundin kennen

Ein bisschen aufwärmen, etwas trinken – das «Clouds» im Prime Tower bietet nicht nur Stärkung, sondern auch einen fantastischen Blick über Zürich. «Dort ist die Universität, oder?», will Mathilde wissen und zeigt mit dem Finger auf die imposanten Gebäude von Uni und ETH. «Dort war ich schon einmal.» Auch Freundin Vali ist begeistert von der Rundsicht aus dem 35. Stock. Das Paar kennt sich seit drei Jahren. «Wir folgten uns schon vorher auf Instagram», erzählt Mathilde Gremaud.

«Zum ersten Mal physisch trafen wir uns bei einer Filmpremiere von Red Bull in Innsbruck. Wir haben im Stubaital trainiert und waren eingeladen.» Erst ein Jahr später begegnen sich die beiden zum zweiten Mal – in Lenzerheide GR zu einem Downhill-Weltcup. «Ich habe mit Skirennfahrerin Camille Rast dort das Wochenende verbracht, auch die Downhillerinnen Camille Balanche und Emilie Siegenthaler waren dabei. Vali war auch dort. Danach blieben wir in Kontakt.» Und sie wurden schliesslich ein Paar.

Alle fragen nach Olympia

Für Valentina Höll ist die Saison vorbei – die von Mathilde Gremaud fängt jetzt an. Es ist eine wichtige Saison, der Höhepunkt wartet im Februar: die Olympischen Spiele in Italien. Gremaud lacht: «Fast jede Woche muss ich ein Interview zu Olympia geben. Klar, es ist spannend, und wir alle wissen, dass das kommen wird. Es ist eine gute Motivation.» Schon 2022 in Peking hat sie Gold geholt im Slopestyle. «Der Druck ist da, das weiss ich. Es sind nur alle vier Jahre Spiele, und es braucht Fokus. Der Weg dahin ist aber noch mega lang.» Es gebe noch viel zu erledigen – und sie müsse gesund bleiben, ist sich Mathilde Gremaud bewusst.

Auch wenn sie sich jetzt zuerst darauf freut, wieder Wettkämpfe zu bestreiten, bleibt das Ziel klar: noch einmal Gold holen an Olympischen Spielen. «Jeder möchte das. Ich glaube, es wird auch richtig cool. Meine Familie wird dabei sein, Vali, viele Freunde. Das habe ich noch nie so erlebt. Alle freuen sich auf dieses Ereignis.»

Es gibt noch etwas, auf das sich die Freeskierin, die alles gewonnen hat, besonders freut: auf den Sommer nach der Saison. «Dann sind die Spiele wieder vier Jahre entfernt. Also werde ich mir Dinge erlauben, die ich vorher nicht gemacht habe. Einen Surftrip zum Beispiel.»

Der Spaziergang ist beendet. Mathilde Gremaud verabschiedet sich. Sie hat etwas vergessen und will das vor der Filmpremiere noch holen. Sie schnappt sich ein E-Trottinett und düst los – so ganz kann sie nicht aus ihrer Haut, und ein bisschen Tempo und Risiko sind auch in einer Grossstadt möglich.

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