Darum gehts
- Anja Weber erfolgreich in Langlauf und Triathlon, Olympia-Traum lebt
- Weber plant Teilnahme an Olympischen Spielen in beiden Sportarten
- Wichtige Entscheidung über Zukunft steht nächsten Sommer an
Es gab Zeiten, als es nicht allen gefiel, dass Anja Webers (24) Herz für zwei Sportarten schlägt: im Sommer Triathlon, im Winter Langlauf. Beide Disziplinen reklamierten die volle Aufmerksamkeit für sich. Weber müsse sich entscheiden, hiess es hie und da. Doch das sind Tempi passati. Mittlerweile hat sich Weber einen derart guten Status geschaffen, dass sie Pensum und Wettkämpfe selbst einteilt.
Gerade im Langlauf hat sie in der letzten Saison unter Beweis gestellt, was möglich ist, auch wenn man zweigleisig fährt. Weber kam mit konstanten Weltcup-Resultaten im Einzel sowie Exploits im Teamsprint – darunter WM-Bronze mit Nadine Fähndrich (29) – definitiv in der Weltspitze an. Webers Leistungskurve zeigt über die letzten Jahre steil nach oben. Im kommenden Olympia-Winter soll nun der nächste Schritt erfolgen. Die Zürcher Oberländerin will näher ans oder sogar aufs Podest laufen.
Der Traum von einem Olympia-Coup im Val di Fiemme lebt – es wäre das ultimative Ziel ihrer Karriere. Wobei hier vielleicht korrigiert werden muss auf: Teilziel. In Webers Hinterkopf schlummert nach wie vor der Plan, auch im Triathlon dereinst auf olympischer Ebene aufzutreten. In Los Angeles 2028? Jene Sommerspiele sind seit Jahren eigentlich so vorgesehen. Und doch ist noch nichts sicher, wie sie betont: «Momentan liegt meine Konzentration voll auf dem Langlaufsport und den Winterspielen. Aber es ist schon ein wenig seltsam, dass ich noch nicht weiss, was ich nächstes Jahr mache.»
Theoretisch droht eine Zwickmühle. Sollte sich Weber im kommenden Langlauf-Winter weiter steigern und noch mehr zu einer Leaderfigur im Frauenteam von Swiss Ski heranwachsen, was dann? Tritt sie dann tatsächlich auf dem Höhepunkt auf die Bremse, um ihrer zweiten Liebe Triathlon eine echte Chance zu geben? Oder hat sie durch Erfolge noch mehr Blut geleckt im Wintersport?
«Ich brauche diese Luftveränderung»
Weber schmunzelt und meint: «Reizen würde es mich schon, mal auszuprobieren, wie es ist, eine komplette Triathlon-Vorbereitung zu absolvieren.» Im Wasser und auf dem Velo sieht sie ihre Stärken, im Laufen ihre klare Schwäche: «Ich sehe hier schon noch viel Potenzial.» Gleichzeitig wisse sie aber auch, dass ihr die letzte Langlauf-Saison «viele Türen aufgestossen» habe: «Ich bin zufrieden mit meiner Entwicklung und ich mag meine Rolle.»
Weil im Vorjahr der Aufbau vor der WM mit bloss einer kurzen, rund eineinhalbmonatigen Triathlon-Saison so gut geklappt hat, kopierte sie heuer das Programm: «Ich habe in diesem Jahr für Olympia alles gleich gemacht. Das gibt mir ein gutes Gefühl.»
Eines ist aber klar: Auch wenn sie nach den Winterspielen weiterhin mehr auf die Karte Langlauf setzen würde, ist es keine Option, dem Triathlon ganz den Rücken zuzukehren: «Ich brauche diese Luftveränderung einfach, das tut meinem Kopf gut.» Und ihr erfolgreicher Weg gibt ihr dabei absolut recht.