Sie sind zwei der schnellsten Frauen der Schweiz. Sprinter-Star Mujinga Kambundji und Loipen-Sprinterin Laurien van der Graaff. Während Kambundji über 60, 100 und 200 Meter mittlerweile zur Leichtathletik-Weltspitze gehört und im Vorjahr bei der Hallen-WM Bronze gewann, wartet Van der Graaff noch auf eine Medaille an einem Grossanlass. Damit es heute in Seefeld klappt, gibt Kambundji der 31-Jährigen ein paar Tipps.
Eines muss die Bernerin aber zuvor klarstellen: «Was Laurien macht, könnte ich nicht!» Das hat aber nicht in erster Linie damit was zu tun, dass Kambundji noch nie auf Langlauf-Ski stand. Sondern vielmehr mit der Distanz. 1200 Meter muss Van der Graaff heute absolvieren – und zwar im Idealfall gleich vier Mal! «Das ist um einiges zu weit für mich», sagt Kambundji lachend. «In der Leichtathletik ist alles über vierhundert Meter Mittelstrecke. Und das trainiere ich auch nie.»
«Sie darf sich nicht beeindrucken lassen»
Trotzdem kann Mujinga ihrer Sprint-Kollegin helfen. Drei Tipps hat sie für die Davoserin mit holländischen Wurzeln, die übrigens ein grosser Leichtathletik-Fan ist. Am wichtigsten sei es, frei von Komplexen zu sein. «Sie darf sich nicht beeindrucken lassen», sagt Kambundji. Sie selbst hatte lange das Problem, zu grossen Respekt vor den Läuferinnen aus Sprinternationen wie Jamaika oder den USA zu haben. Mit der Zeit konnte die 26-Jährige das ablegen. «Das sind auch nur Athletinnen», weiss sie nun. «Es ist komplett egal, wer links oder rechts von dir steht – du kannst sie schlagen.»
Bei Van der Graaff sind die Übermächte Norwegen oder Schweden. «Doch wegen der Nationalitäten habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Eher wegen einzelner Läuferinnen, die viel erreicht haben. Aber ich versuche vor allem, etwas von ihnen zu lernen.» Ein weiterer Kambundji-Tipp: «Dass sie vor der WM mega erholt ist. Sie muss sich perfekt fühlen.» Das scheint zu passen. Van der Graaff fühlt sich wohl. «Ich habe mir erst wieder in den Kopf rufen müssen, dass das wichtig ist», sagt sie.
Siegerin bei der Generalprobe
Und zu guter Letzt? «Laurien darf sich nicht zu grossen Druck machen.» Kambundji selbst dürfe jeweils nicht gross nachdenken, sondern einfach machen. «Sie muss das Beste aus dem rausholen, was sie an diesem Tag hat. Und dann ist auch das Resultat gut, und man kann sich nichts vorwerfen.» Van der Graaff beherzigt diesen Ratschlag. «Ich will nicht an Erwartungen denken, einfach das Rennen durchziehen. Ich habe alles gemacht, was ich konnte, um bereit zu sein.» Von daher sollte es eigentlich aufgehen. So wie letztes Jahr, als van der Graaff in Seefeld bei der Generalprobe ihren zweiten Weltcupsieg feierte.
Einzig hinter ihrer Form steht ein Fragezeichen. «Es war bisher in dieser Saison ein Auf und Ab. Mein Ziel war es, als eine der Favoritinnen hierherzukommen. Das habe ich nicht geschafft. Trotzdem bin ich positiv. An manchen Tagen fühle ich eine super Form.»