Andi Grünenfelder spann den «roten Faden»
Der Vorspurer

Andi Grünenfelder ist Sportarzt und gilt als einer der besten Schweizer Langläufer ever. Jetzt erklärt er den sagenhaften Aufstieg von Dario Cologna.
Publiziert: 04.01.2009 um 23:30 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:06 Uhr
Von Sabine Klapper

Das ist noch nie da gewesen! Jetzt trägt die professionelle Arbeit in den Stützpunkten der letzten zehn Jahre Früchte», sagt der Bündner Andi Grünenfelder (48).

Der ehemalige Weltklasse-Langläufer, er gewann 1988 in Calgary Olympia-Bronze über 50 km, schwärmt vom Bündner Dario Cologna, der an der Tour de Ski für Furore gesorgt hat. Die Tour de Ski, ein Kreativ-Objekt von FIS-Renndirektor Jürg Capol (43), auch ein Bündner, hat den Langlauf in eine andere Dimension katapultiert. «Ich schaue nicht viel fern, aber die tollen Rennen der Tour de Ski habe ich alle am Fernsehen gesehen», so Grünenfelder.

Das Mega-Talent Cologna ist nicht das einzige in der Schweiz. Auch Toni Livers (25) oder Curdin Perl (24) gehören zur Weltklasse. Grünenfelder glaubt gar, Perl habe ähnliches Potenzial wie Cologna.

Auch Perl (Pontresina) und Livers (Davos) sind Bündner. «Wir haben mit unserer Gegend und der Höhe die besten Möglichkeiten für den Langlaufsport – und unsere Läufer besitzen wahre Leidenschaft», betont Andi Grünenfelder. «Dario ist sehr zielorientiert und verkörpert den modernen, kompletten Athleten. Sein früherer Trainer Odd Kare Sivertsen hat ihn weitsichtig auf den richtigen Weg gebracht.»

Entscheidend für die nie da gewesene Erfolgswelle im Schweizer Langlauf sind die Stützpunkte in Davos und im Engadin. Köbi Grünenfelder (43), auch ein ehemaliger Langläufer, hat sie zusammen mit Bruder Andi initiiert. Beiden war klar, dass es ohne Aufbauarbeit mit engagierten Trainern mit dem Schweizer Langlauf bergab gehen würde.

«Es braucht im Umfeld der Athleten einen roten Faden, den haben wir jetzt», sagt Grünenfelder, «und wir haben die Bestätigung, dass wir in der Schweiz mit den Weltbesten mithalten können. Wenn man etwas wirklich will, ist es auch möglich.»

Andi Grünenfelder, heute vielbeschäftigter Chefarzt an der Gut Klinik in St. Moritz und Präsident von Engadin Nordic, wo die Basisarbeit im Langlauf geleistet wird, weiss genau wovon er spricht. Als Athlet konnte er kaum auf die Unterstützung des Verbandes zählen.

Schlimmer: Es wurden ihm sogar Steine in den Weg gelegt. «Ich bin an diesen Widerständen gewachsen und möchte auch sie nicht missen. Ich denke sehr gerne an meine Karriere zurück, es war eine gute Zeit.» Was wäre damals bloss möglich gewesen, wenn er das professionelle Umfeld von heute gehabt hätte?

«So denke ich nicht», sagt Grünenfelder, «das liegt mir fern.» Wichtig ist, dass sich aus seinen Erfahrungen im Schweizer Langlaufsport etwas ganz Besonderes entwickelt hat. «Der Langlauf, der beste Sport überhaupt, erlebt jetzt einen absoluten Aufwärtstrend», sagt der zweifache Familienvater, der es selbst nur noch wenig auf die nahe liegende Loipe schafft.

Nun sei es wichtig, den «roten Faden» beizubehalten, dem Nachwuchs weiterhin den Weg zu ebnen. Die grösste Schwierigkeit sei die Orientierungslosigkeit der Jugend. «Ich konnte damals fünf Sportarten ausüben, heute sind es 35. Und auch sonst sind die Freizeitangebote viel grösser geworden – die Jungen verlieren sich darin.» Es sei auch ein Fehler der Eltern, dass sie das zulassen.

Dario Cologna sei das beste Beispiel, dass es auch heute noch Jugendliche gibt, die sich für eine Sache engagieren und fokussiert und mit klarem Kopf ihren Weg spuren.

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