Die Rechnung ist einfach: Wären die Deutschen und die Schweizer nicht mit je drei Bobs zum Weltcup-Auftakt nach Nordamerika gereist, wärs zur ganz grossen Blamage für den Weltverband IBSF gekommen: Die Rennen hätten wegen zu wenigen Teilnehmern abgesagt werden müssen.
Gefahren wurde zwar. Aber peinlich ist das Mini-Startfeld von nur zehn Männer- und acht Frauen-Bobs beim Auftakt in Kanada und bei den US-Stationen Park City (am Wochenende) und Lake Placid (17./18. Dezember) dennoch.
Die Weltspitze mit den Deutschen um Serien-Sieger Francesco Friedrich, dem Briten Brad Hall, den Nordamerikanern und unserem Michael Vogt ist zwar vor Ort. Aber hinten raus gibts für die Schweizer Schlitten von Cédric Follador und Simon Friedli Punkte für eigentlich geschenkte Top-Ten-Ränge.
Viele Teams fahren freiwillig lieber im Europacup
Die Gründe für die Tristesse im Eiskanal? Es gibt mehrere. Kanadas Ex-Olympiasieger Kripps hat aufgehört. Kibermanis, der beste Lette? Ist verletzt. Gaitjukewitsch, der beste Russe? Ist gesperrt.
Genug Teams gäbe es zwar nach wie vor. Aber die fahren momentan lieber im Europacup. Die Italiener. Die Letten. Die Tschechen. Die Franzosen. Die Rumänen. Sogar ein Chinesen-Team fährt Europa- statt Weltcup.
Einerseits wegen der Kosten. Bei IBSF-Frachtpartner DHL kostet der Versand eines Containers nach Nordamerika rund 16'000 Euro. Dazu kommen die Flug- und Hotelkosten, die etwa in Lake Placid enorm gestiegen sind.
Stadler Rail transportierte Schweizer Bobs
Die Schweizer hingegen konnten durch die Hilfe der US-Niederlassung von Hauptsponsor Stadler Rail erhebliche Frachtkosten einsparen – als Zeichen der engen Zusammenarbeit besuchen Vogt und Co. am Donnerstag sogar die Stadler-Fabrik in Salt Lake City.
Andererseits ist der Weltcup-Verzicht auch Taktik wegen der WM in St. Moritz (22.1. bis 5.2.). Als Besonderheit wird die Natureisbahn nämlich zum Schluss des Rennens schneller – dass Teams mit wenigen Weltcup-Punkten hinten starten müssen, wird so zum Vorteil.
Wegen dieser Absurdität werden nun im Bob-Tross Stimmen laut, dass die IBSF den WM-Quali-Modus überdenken sollte. Auch, weil sonst der Weltcup zur Farce verkommt.