Foto: freshfocus

«Ich hatte es satt!»
Weger flüchtete vor dem Sport um die halbe Welt

Und tschüss! Ende Februar beendete Benjamin Weger seine Biathlon-Saison vorzeitig – und fand im Busch wieder zu sich selber.
Publiziert: 26.11.2020 um 17:59 Uhr
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Nach einer verkorksten letzten Saison will Benjamin Weger wieder angreifen. Der Walliser hat im Busch wieder zu sich gefunden.
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Benjamin Weger wollte nur noch eines: weg! Nachdem er im vergangenen Winter die Saison nach der enttäuschenden WM abgebrochen hat, wurde ihm alles zu viel. «Ich hatte es satt in diesem Moment, vom Biathlon wieder auf den Deckel zu kriegen», erläutert er. «Ich musste einfach etwas anderes in den Kopf kriegen.»

Es ist für Weger ein Novum, dass er die Schnauze derart voll hat von seiner Leidenschaft. «So ist mir das noch nie passiert. Es gab schon andere Jahre, in denen es nicht lief. Aber ich hatte so viel erwartet von der letzten Saison, ich war so überzeugt von mir. Entsprechend gross war die Enttäuschung.»

Die Gründe? Weger will nichts von Anzeichen eines Burnouts wissen oder dergleichen. «Ich war wohl einfach in einem ganz leichten Übertraining und ging schon mit leeren Batterien in die Saison.»

Mit Freundin Jenny in den Busch

Diese nur abzubrechen wäre aber zu wenig gewesen. Daheim im Obergoms wäre der Biathlon allgegenwärtig gewesen. «Ich wäre in Gedanken im Winter geblieben, hätte Skitouren gemacht. Mental wäre die Verbindung zum Biathlon immer da gewesen.» Der Entscheid fällt darum schnell: Weger flüchtet um die halbe Welt.

Zunächst will er allein nach Neuseeland, dort drei Wochen eine Auszeit nehmen. Als dann aber Freundin Jenny spontan ebenfalls frei nehmen kann, reist das Paar zusammen.

Zusammen nehmen sie sich komplett raus. Er habe keinen Gedanken an Biathlon oder den Weltcup verschwendet. «Wir gingen in den Busch», sagt Weger. Weit weg von der Zivilisation. Das Fliegenfischen, Wegers zweite grosse Leidenschaft, rückt in den Vordergrund.

Zwei Monate Pause wegen Corona

Als Weger dann wieder in der Schweiz ist, wütet die Corona-Pandemie. «So hatte ich fast zwei Monate Auszeit bis Anfang Mai», sagt Weger. Zu lange, wie er danach feststellt. Aus einem Formtief in diese trainingslose Zeit, dafür muss der Walliser büssen. «Ich habe gebissen und war nicht auf meinem Level. Ich habe mir das alles einfacher vorgestellt», gesteht der 31-Jährige ein.

Sein neuer Trainer Alexander Wolf stimmt zu: «Er war in einem Loch, war nicht einmal mehr Spitze im Team. Aber ich ziehe den Hut, wie er sich konsequent verbessert hat. Er hat daran gearbeitet, sich Stück für Stück an die besten heran gerobbt.» Und schliesslich wieder vorbei. Ende Sommer kam Weger wieder in Schwung.

Nie an Rücktritt gedacht

Gedanken an einen Rücktritt verschwendet er nie. Sofort findet er die Motivation und den Spass wieder. Die Pause kam zum richtigen Zeitpunkt. Der einstige Podestläufer ist nun zufrieden, geht zuversichtlich in die Saison, die am Samstag in Kontiolahti (Finn) losgeht. «Ich bin zwäg. Für die ersten Rennen vielleicht noch nicht in Top-Form. Doch die soll dann mit den Rennen kommen.»

Eine Einschränkung hat Weger aber für sich selbst. Zuversichtlich, das war er letzte Saison auch.

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