Dahlmeiers Vater spricht über tödlichen Berg-Unfall
«Laura ist dort begraben, wo sie glücklich war»

Knapp fünf Monate nach dem tragischen Unfalltod von Biathletin Laura Dahlmeier erzählt ihr Vater von den Vorgängen im Karakorum-Gebirge und der anschliessenden Trauer – und findet im gescheiterten Bergungsprozess etwas Trost.
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Ex-Biathletin Laura Dahlmeier ist im Juli im Karakorum-Gebirge tödlich verunglückt. Ihr Leichnam konnte nicht geborgen werden. «Laura ist dort begraben, wo sie glücklich war und sich frei fühlte», sagt ihr Vater.
Foto: imago/Sven Simon

Darum gehts

  • Leichnam von Laura Dahlmeier konnte nach tödlichem Unfall nicht geborgen werden
  • Vater Andreas spricht über die letzte Ruhestätte seiner Tochter
  • 200 geladene Gäste nahmen an der geheimgehaltenen Trauerfeier teil
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Gian-Andri BaumgartnerRedaktor Sport

In einem Grab auf einem Friedhof, so kann sich Andreas Dahlmeier die letzte Ruhestätte seiner Tochter nicht wirklich vorstellen. «Ich stelle mir vor, wenn Laura in einem Grab auf einem Friedhof liegen würde, und den ganzen Tag über kommen Leute vorbei – sie würde aufschauen und denken: ‹Meine Güte, schon wieder ist jemand da. Lasst mir doch endlich mal meine Ruhe!›», sagt der 58-Jährige in einem Gespräch mit der deutschen «Sport Bild».

Begraben liegt Laura Dahlmeier nun stattdessen im pakistanischen Karakorum-Gebirge, wo sie Ende Juli bei einem Steinschlag im Alter von 31 Jahren tödlich verunglückt ist. «Laura müsste sofort tot gewesen sein», schätzt ihr Vater ein. Er selbst ist seit Jahrzehnten in der Bergrettung von Garmisch-Partenkirchen (De) tätig und sich der Gefahren der Berge bewusst – wie auch Laura Dahlmeier: «Laura war immer sehr umsichtig. Aber als Bergsteiger braucht man auch Glück. Und je öfter man in die Berge steigt, desto grösser ist die Gefahr, dass einmal etwas passiert. Das weiss man.»

«Dort begraben, wo sie glücklich war»

Schwierig waren die Bedingungen auch in der Zeit nach dem Unfall: «In den Tagen danach gab es ein grosses Unwetter und es sind viele Steine heruntergekommen, die Laura unter sich begraben haben.» Dies habe die Bergung ihres Leichnams verunmöglicht. «Vielleicht wollte sie es auch so. Laura ist dort begraben, wo sie glücklich war und sich frei fühlte. Ich glaube, Laura hätte es so gewollt, in den Bergen ihren Frieden zu finden», erklärt Andreas Dahlmeier.

Gedenkt wird ihr in ihrer Heimat dennoch: Im Kurpark von Garmisch-Partenkirchen ist eine Gedenkstätte errichtet worden. Nach wie vor wird diese von Trauernden regelmässig besucht, wovon sich ihr Vater überwältigt zeigt: «Wenn ich dorthin gehe, bin ich nie allein. Die Anteilnahme ist riesengross.»

Dahlmeier hat Trauerfeier selbst geplant

Dennoch ist die Trauerfeier von der Familie bewusst geheimgehalten worden, denn: «Laura hat gesagt, es sollen nur die kommen, die sie gerne mochte. Diejenigen die sie nicht mochte, sollten nicht kommen. Auch da war sie gradlinig.» So fanden sich nur die 200 geladenen Gäste, viele aus der Kletter- und der Biathlonszene, am 11. August in der St. Anton-Kirche in Garmisch-Partenkirchen ein.

Trotz ihres jungen Alters hat Dahlmeier zu Lebzeiten bereits verfügt, wie ihre Trauerfeier auszusehen hat. Bei der Musik habe sie sich auf das Oberreintal-Lied festgelegt. Das unter Bergsteigerinnen und Bergsteigern populäre Lied ist nach einem Tal südlich von Garmisch benannt.

Andreas Dahlmeier selbst hat nach dem Tod seiner Tochter etwas Distanz von den Bergen gebraucht. Inzwischen war er aber wieder in den Bergen unterwegs und ist sich sicher: «Das ist genau das, was Laura gewollt hätte. Sie würden sagen: Behaltet mich in guter Erinnerung, aber das Leben geht weiter! Steckt nicht den Kopf in den Sand! Geh raus zum Klettern, Papa!»

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