Steingruber-Comeback an Schweizer Meisterschaft
Ein Jahr verpasst und doch viel gewonnen

Nach einem Jahr Pause kehrt Olympia-Heldin Guilia Steingruber (23) an den Schweizer Meisterschaften in Morges zurück. Etwas nervös, wie sie zugibt.
Publiziert: 29.08.2017 um 21:17 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 03:45 Uhr
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Giulia Steingruber steht kurz vor ihrem Comeback.
Foto: KEY
Cécile Klotzbach

Seit ihrem Bronze-Triumph bei Olympia in Rio ist so viel passiert. Zunächst nahm sich Giulia Steingruber eine Auszeit, machte lange Ferien in Australien und in der Südsee. Im Januar liess sie sich am rechten Fuss operieren. Liess Knochensplitter entfernen, einen Knorpelschaden reparieren und ein Aussenband fixieren. Wenig später verstarb ihre schwerbehinderte Schwester Désirée – eine Achterbahn der Gefühle, von einem Hoch ins nächste Tief und wieder hoch.

Aber genügend Zeit, um über den weiteren Verlauf der Karriere nachzudenken und sich viele Fragen zu beantworten: Habe ich noch Freude am Turnen? Bin ich noch motiviert genug für grosse Erfolge? Habe ich noch den nötigen Biss? Giulia kam zum Schluss: Ja!

«Ich kann mir ein Leben ohne Turnen schlicht noch nicht vorstellen», sagt die 23-jährige Gossauerin an einem Treffen mit den Medien in Magglingen anlässlich ihres Comebacks am Freitag an der Schweizer Meisterschaft in Morges. Von den schönen Erinnerungen an Rio zehre sie immer noch. «Die Olympischen Spiele scheinen mittlerweile weit weg. Aber mir ist alles noch so präsent.»

Und obwohl Giulia eine stolze Medaillen-Gewinnerin von Rio ist, sei sie nervös vor dem Comeback vor Heimpublikum. Das Training habe sie schon seit geraumer Zeit wieder aufgenommen, am Sprung und am Boden – die beiden Disziplinen, die nach wie vor ihre Steckenpferde sind – allerdings wegen Schonung des operierten Fusses erst vor rund einem Monat begonnen. 

Ihr grosses Ziel ist nun Olympia in Tokio 2020, wo sie unter dem neuen Nationaltrainer Fabien Martin (Fr) mit dem ganzen Team hin will. «Vorausgesetzt ich bleibe gesund natürlich. Ich nehme deshalb einfach Jahr für Jahr», sagt Giulia, die in Tokio 26 Jahre alt wäre. Alt für eine Kunstturnerin. «Aber die Entwicklung geht auch in unserem Sport wieder in diese Richtung. Ich muss aber das Training anpassen und je nach dem mehr oder längere Erholungsphasen einbauen.»

In dem verpassten Jahr hat Steingruber also nichts verloren, sondern nur viel gewonnen. «Vor allem bekam ich die nötige Distanz von allem», erklärt sie. Besonders die Auszeit in Australien habe ihr dafür sehr gut getan. «Ich konnte einmal ohne jede Verpflichtung mein Leben von der Aussenperspektive  betrachten und die Batterien aufladen. Das hat mir viel gegeben.»

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