Noe Seifert schreibt im Mehrkampf-Final an der WM in Jakarta Schweizer Kunstturn-Geschichte. Der 26-jährige Aargauer zeigt an den sechs Geräten tadellose Leistungen und wird Dritter.
Seifert gewinnt als erster Schweizer Mehrkämpfer seit 1950 eine WM-Medaille. Den letzten Schweizern, denen das gelungen war, hiessen Walter Lehmann und Marcel Adette. Das Duo schnappte sich an der Heim-WM in Basel gar Mehrkampf-Gold (Lehmann) und -Silber.
Entsprechend erfreut zeigt sich David Huser, Chef der Olympischen Mission des Schweizerischen Turnverbands, über den historischen Erfolg. Gegenüber SRF sagt er: «Wir haben gewusst, dass für Noe mit einem Bomben-Wettkampf einiges möglich ist, aber so etwas haben wir noch nie erlebt.» Er sei sehr stolz und glücklich für Turner und Trainerstaff. «Das Team hat einen hervorragenden Job gemacht. Damit man im Mehrkampf auf diesem hohen Niveau erfolgreich sein kann, braucht es unheimlich viel», so Huser.
Bester am Pauschenpferd
In Indonesiens Hauptstadt Jakarta holt sich Seifert am Pauschenpferd (14,000) die Top-Note aller 24 Finalisten. Dazu lässt er sich am Boden mit 13,866 Punkten den zweitbesten Wert hinter dem nachmaligen Sieger Daiki Hashimoto notieren. Im Vergleich mit seinen Konkurrenten die schwächste Leistung zeigt Seifert am Sprung mit 13,733 Punkten, was aber immer noch dem zwölftbesten Wert gleichkommt.
Seifert liefert eine Woche vor seinem 27. Geburtstag einen aussergewöhnlich hochstehenden Wettkampf ab. Es unterläuft ihm an den sechs Geräten kein grösserer Fehler. Einzig beim Abgang von den Ringen patzert er leicht, weshalb die Landung nicht ganz sauber gerät.
Dank seiner Konstanz auf höchsten Niveau hält Seifert auch den höher eingeschätzten Chinesen Shi Cong (4. Platz) und ebenso Shinnosuke Oka (5.) auf Distanz. Der Japaner hat im vergangenen Sommer an den Olympischen Spielen in Paris mit dreimal Gold brilliert, unter anderem auch im Mehrkampf.
Auch Langenegger überzeugt
Seifert gelingt damit beim Saisonhöhepunkt die "Rehabilitation" für die EM im Mai in Leipzig, als er als bester Turner der Qualifikation in den Mehrkampf-Final eingezogen war, in diesem aber letztlich nur Sechster wurde. Bronze vergab er beim Abgang vom letzten Gerät.
Mit Florian Langenegger (10.) klassiert sich in Indonesiens Hauptstadt ein zweiter Schweizer Mehrkämpfer in den Top 10 – ein Unterfangen, welches in den 75 Jahren zuvor an einer Weltmeisterschaft ebenfalls keinem Schweizer gelungen war.
Gold in Jakarta sichert sich der Japaner Daiki Hashimoto. Der Olympiasieger von 2021 verzeichnet 85,131 Punkte, womit er den Chinesen Zhang Boheng um knapp acht Zehntel auf Distanz hält. Seiferts 82,831 Punkte - ein für ihn starker Wert - reicht für Rang 3. Langenegger kommt auf 79,599 Punkte.