Der nächste Kopf rollt nach Brutalo-Skandal
Jetzt muss auch Turn-Boss Hediger gehen!

Der Quäl-Skandal beim STV zieht weitere Folgen nach sich. Nach Nati-Trainerin Iliana Dineva und Spitzensport-Chef Felix Stingelin sind nun auch die Tage von Geschäftsführer Ruedi Hediger beim Verband gezählt.
Publiziert: 10.11.2020 um 15:07 Uhr
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Aktualisiert: 16.11.2020 um 10:13 Uhr
Der Skandal war zu gross: Ruedi Hediger ist nicht mehr länger Geschäftsführer des Schweizerischen Turnverbands.
Foto: keystone-sda.ch
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Emanuel Gisi und Ladina Triaca

Die schweren Missbrauchs-Vorwürfe im Schweizerischen Turnverband haben weitere Konsequenzen: Jetzt tritt auch Geschäftsführer Ruedi Hediger (63) zurück!

«Der Schweizerische Turnverband stand während den letzten Wochen aufgrund von diversen Vorwürfen in der Rhythmischen Gymnastik sowie im Frauenkunstturnen in der Kritik. Als Geschäftsführer trage ich dafür übergreifend die Verantwortung», lässt sich Hediger zitieren.

Er hielt sich trotz vieler Fälle lange im Amt

Seit BLICK im Juni mehrere Fälle in der Rhythmischen Gymnastik publik machte, in denen Nati-Athletinnen qequält, beschimpft und gemobbt worden sein sollen, mussten vier STV-Spitzenkräfte gehen: Zuerst wurden die RG-Nationaltrainerinnen Iliana Dineva und Aneliya Stancheva gefeuert. Nachdem im «Magazin» und in der «NZZ» weitere Gymnastinnen und Turnerinnen auspackten, erwischte es letzte Woche auch STV-Spitzensportchef Felix Stingelin. Jetzt ist also auch Hediger weg.

Der langjährige STV-Funktionär war seit 2008 Geschäftsführer, davor amtete als Spitzensport-Chef. In seine Verantwortlichkeit fallen damit eine Reihe von schwerwiegenden Fällen, in denen junge Turnerinnen und Gymnastinnen von ihren Coaches psychisch und körperlich misshandelt wurden. Bis anhin hatte sich Hediger jeweils im Amt halten können, obwohl mehrfach Missbrauchs-Fälle bekannt worden waren.

«Ich bedauere es, dass es unter meiner Führung zu Verfehlungen gekommen ist und Turnerinnen darunter gelitten haben. Dies tut mir ausserordentlich leid. Dies war nie unsere Absicht», so Hediger am Dienstag.

Stellvertreter Hunziker übernimmt

Er wolle nun den Weg für einen Neuanfang frei machen. «In den kommenden Wochen und Monaten sollen die bereits eingeleiteten sowie die verschiedenen, neu definierten Massnahmen im Bereich Werte und Ethik im Zentrum der Arbeiten des STV stehen und nicht Personaldiskussionen.» STV-Finanzchef Kurt Hunziker, bis anhin Hedigers Stellvertreter, übernimmt die operative Führung des Verbandes interimistisch.

Auch die STV-Spitze äussert sich zu Hedigers Abgang. «Ruedi Hediger führt den Verband mit grossem Herzblut und mit Leidenschaft sowohl für den Breiten-, als auch für den Spitzensport», so Zentralpräsident Erwin Grossenbacher. «Er hat in den letzten Jahren massgeblich zur Schaffung der unabhängigen Ethikkommission beigetragen und als Geschäftsführer auch dafür gesorgt, dass im Spitzensport neue Stellen zur besseren Betreuung von Athletinnen und Athleten geschaffen wurden.»

Amherd will externe Untersuchung

Am Dienstag wurden die Spitzen von STV und Swiss Olympic zudem von Bundesrätin Viola Amherd (58) zum Gespräch gebeten. Kurios: Da war Hediger nach BLICK-Informationen noch mit von der Partie – erst danach kommunizierte der STV den Abgang. Das Ergebnis des Treffens: Die unabhängige Meldestelle (BLICK berichtete) soll definitiv kommen. «Es führt kein Weg an einer solchen Meldestelle vorbei», sagt VBS-Chefin Amherd. Ausserdem werden die Geschehnisse durch eine externe Untersuchung aufgearbeitet.

Auf die externe Untersuchung der Vorfälle in der Rhythmischen Gymnastik durch ein Zürcher Anwaltsbüro und auf die Untersuchung der Vorwürfe gegen Kunstturn-Frauentrainer Fabien Martin, welche die STV-Ethikkommission vornimmt, hat die VBS-Untersuchung laut einem STV-Sprecher keinen Einfluss.

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