Darum gehts
- Schweizer Triathletin Cathia Schär erholt sich von schwerem Velounfall
- Genesung dauert länger als erwartet, schrittweise Rückkehr zum Training
- Heilung eines durchtrennten Nervs in der Unterlippe könnte bis zu 10 Jahre dauern
Es ist gut hörbar am anderen Ende der Leitung: Cathia Schär (23) hat ein Lächeln auf den Lippen. Am Tag bevor Blick mit ihr telefoniert, kann die Schweizer Triathletin nach ihrem Horror-Unfall endlich wieder einen Fuss ins Wasser setzen.
Die Waadtländerin prallt Ende März mit ihrem Velo gegen die Heckscheibe eines Fahrzeugs, zieht sich dabei schwere Verletzungen an Gesicht und Hals zu. In Dreieinhalbstunden Operation ziehen die Ärzte der Nachwuchshoffnung Glassplitter aus dem Körper. Sie sei «glücklich, am Leben zu sein», sagt sie eine Woche nach dem Unfall – und blickt nun auf einen kurzen, aber harten Weg der Genesung zurück.
«Selten hatte ich das Gefühl, dass ich in dem Sport so schwach bin»
Mittlerweile gehe es Schär schon deutlich besser. «Jeden Tag kann ich ein bisschen mehr trainieren. Am Anfang war ich sehr schnell müde und es war schwierig», erklärt sie Blick am Telefon. «Ich dachte, ich müsste zwei Wochen Pause machen. Und dass ich nach sieben Tagen wieder zu 100 Prozent fit sein würde. Aber das war überhaupt nicht der Fall, es dauert viel länger.»
Eine Sportart nach der anderen nimmt sie wieder auf. Angefangen mit dem Laufsport: «Beim Joggen habe ich einen verkrampften Bauch und selten hatte ich das Gefühl, dass ich in diesem Sport so schwach bin. Am Anfang bin ich nicht weit gekommen, jetzt schaffe ich es 45 Minuten lang in einem relativ gemütlichen Tempo.» Ganz alles ist trotz Lächeln als doch noch nicht in Ordnung bei der Nachwuchshoffnung.
Probleme mit der Schulter
Mühe hat sie zu Beginn auch auf dem Velo – allerdings mehr mit dem Kopf. «Ich habe immer ein bisschen Angst und sage mir, dass ich wirklich aufpassen muss», betont sie. Doch mittlerweile sitzt Schär immer sicherer im Sattel.
Auch in der dritten Sportart läuft es nicht optimal, denn dort zeigen sich Schmerzen in der Schulter. Gross sei aber die Freude, überhaupt wieder ins Wasser steigen zu können. «Ich habe sogar meine Schwimmsachen mitgenommen, um direkt nach dem Arzttermin ins Becken zu springen. Ich war wie ein Kind.» Neben der Schulter würde ihr derzeit aber auch der Mundbereich Mühe bereiten.
Ein durchtrennter Nerv an der Unterlippe
Denn bei ihrem Sturz hat die Triathletin Glassplitter ins Gesicht bekommen. «Ich glaube, ich werde nie mehr ein Gesicht ohne Narben haben», befürchtet Schär. Sie hoffe aber darauf, dass sie in spätestens ein bis zwei Jahren nicht mehr viel sehen und spüren werde – abgesehen vom Gefühl in der Unterlippe.
Dort wurde nämlich ein Nerv durchtrennt und es könnte bis zu zehn Jahre dauern, bis sie dort wieder etwas fühlt. Die Waadtländerin erklärt dies alles aber nicht mit trauriger Stimme. Sowieso denkt sie bereits an ihre sportliche Zukunft. Im Sommer will sie bereits an ersten Wettkämpfen teilnehmen. «Aber ich nehme jetzt Tag für Tag, vor allem mit meiner Schulter», betont die Teilnehmerin der Olympischen Spiele in Paris.